TRAVEL BOOK SHOP

Telefon +41 (0) 44 252 38 83

 

 

Reiseroute: Abu-Dhabi – Sokotra - Dubai

Organisator:

Orientaltours; Frankfurt am Main
Sokotra: hellosocotra », Mohammed Hareth; say@hellosocotra.com » Sehr zu empfehlen, spricht sehr gut Englisch

Datum:

22.1.2023 – 1.2.2023

Autorin:

Travel Book Shop / Barbara Weber

Reisebücher:

Socotra

Weitere Informationen:

Auf orentaltours.de gibt es einen guten Film über Sokotra, ebenfalls diverse Filme bei youtube.

 


Sokotra

Die Insel Sokotra liegt rund 250 km vom Horn von Afrika entfernt. Hier stoßen das Arabische Meer, die Küstengewässer von Ostafrika und der offene Indische Ozean aneinander. Durch diese Isolation, hat sich eine einzigartige und ursprüngliche Tier- und Pflanzenwelt entwickelt und es entstanden zahlreiche endemische Arten, die nur und ausschließlich auf Sokotra existieren.

Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer zapften die Schätze Sokotras an: Aromatische Harze wie Weihrauch, medizinischer Aloe-Extrakt und der dunkelrote Saft des Drachenblutbaums, der zur Heilung und als Künstlerfarbe verwendet wurde. Der Wert von Weihrauch und Drachenblut erreichte seinen Höhepunkt während der Zeit des Römischen Reiches. Danach diente die Insel hauptsächlich als Zwischenstation für Händler und verbrachte Jahrhunderte recht isoliert. Die Bewohner Sokotras lebten Generation für Generation wie ihre Vorfahren: die Bergbeduinen, die sich um ihre Ziegen kümmerten, die Küstenbewohner fischten und alle ernteten Datteln. Die lokale Sprache ist Sokotri.

2008 wurde die Insel als UNESCO Welterbestätte anerkannt. Sprache und Lebensweise der Inselbewohner sind heute stark gefährdet. Sokotra ist noch so etwas wie ein weisser Fleck auf der Weltkarte und ermöglicht ein «Zeitreise» in die Vergangenheit.

Auf Sokotra sind Fotos von Personen nicht erwünscht. Wir haben deshalb ganz darauf verzichtet. So fehlen leider auch Fotos vom Heiler, dem Cave Man und Mona der Tomatenfrau, deren bemerkenswerte Gesichter wirklich ein Foto wert gewesen wären.

Die beste Reisezeit ist von Ende Dezember bis April. Die Anreise ist aufwendig. Je nach Saison fliegen 1-3 Flugzeuge pro Woche von Abu Dhabi auf die Insel. Eine Übernachtung in Abu Dhabi lässt sich kaum vermeiden. Weitere Flugverbindungen über Istanbul oder Kairo.

 

Sokotra

 


1. Tag: Zürich – Dubai - Abu Dhabi

Spät abends mit den Emirates nach Dubai und anschliessend per Taxi nach Abu Dhabi. Die beiden Wüstenstädte beeindrucken durch ihre kühnen Bauten, filigranen Türme und grosszügigen Autobahnen.

Übernachtung: Al Raha Beach Hotel in Abu Dhabi, nahe beim Flughafen. Grosszügige Hotelanlage mit Strand und Pool.


2. Tag: Abi Dhabi nach Sokotra

Frühes Aufstehen und übliches Warten am Flughafen. Endlich startet die Maschine zum zweistündigen Flug nach Sokotra, einem Reiseziel, dem wir mit grosser Spannung entgegensehen. Die Insel empfängt uns mit freundlichem Wetter bei angenehmer Temperatur. Wir essen im «nicht saubersten aber besten Restaurant der Stadt» wie es Mohammed Hareth, der Organisator und Inhaber von Hellosocotra formuliert, eine anständige Fischmalzeit. Der gebürtige Australier ist 2007 nach Sokotra gekommen und hat seine Reiseorganisation mit viel Idealismus aufgebaut. Er stellt uns unsere Crew vor: Apthulasi, unser Guide und zwei Fahrer mit ihren robusten Toyota SUVs.

Hadibu, die kleine Hauptstadt der Insel, wo wir landen, ist ein Kulturschock. Berge von Müll und Bauschutt säumen Plätze und Strassen. Unzählige Geier und Ziegen versuchen dem organischen Teil dieser Müllhalde Herr zu werden. Der sichtbare Teil der Bevölkerung besteht vorwiegend aus jungen Männern, die meisten wohl arbeitslos, aber fast alle fröhlich und freundlich sind.

Ausserhalb der Stadt wird die erstaunlich gute Strasse rechts vom Berg Dschabal al-Dschahir mit hohen Felswänden und links vom arabischen Meer gesäumt. Bald zeigen sich an den steilen Felshängen die ersten Flaschenbäume, auch Wüstenrosen genannt. Das sind so wunderliche, lustige Bäume, dass wir begeistert aus dem Auto springen und Fotos machen.

Einige der Bäume tragen in den winzigen, büschelartigen Kronen schöne, rosafarbene Blüten. Die Hänge sind voll von diesen kuriosen Gewächsen, die auch auf blossem Felsen noch prima gedeihen.

Flaschenbäume, auch Wüstenrosen genannt.

SokotraSokotra Sokotra

 

 

Unser erstes Nachtquartier ist Arher ganz im Osten der Insel. Riesige Sanddünen, an die hohen Felswände gelehnt und das klare Meer geben dem Platz ein einmaliges Ambiente. Kleine Bäche sorgen für Süsswasser und auch die Feldküche ist bereits im Einsatz. Unsere Zelte für die erste Nacht werden aufgestellt. Ein Tisch und vier Stühle werden an einem ruhigen Ort platziert und ein gutes Abendessen serviert. Rasch wird es dunkel und wir ziehen uns in unsere Zelte zurück.

Sokotra

Die Sanddünen von Arher


3. Tag: Arher – Ostspitze der Insel - Hochebene von Homhil

Das Schlafen im Zelt ist noch gewöhnungsbedürftig, aber die Morgenstimmung in dieser fantastischen Landschaft entschädigt für alles. Die Morgensonne scheint auf die riesigen Dünen, das Meer ist wunderbar blau und türkisfarben. Überall kriechen Menschen aus ihren Zelten, wir sind lange nicht alleine und teilen den Platz mit ca. 20 anderen Touristen. Die Morgentoilette an den kleinen Bächen erinnert an längst vergangen Campingferien.

Nach einem Morgenspaziergang dem Meer entlang klettern wir die Dünen hoch und geniessen die Aussicht.

Sokotra

Morgenstimmung in Arher

Die geplante Tagesetappe führt um die kahle und felsige Ostspitze der Insel, wo sich das arabische Meer und der indische Ozean treffen. Wir halten vergeblich Ausschau nach Delfinen. Etwas Merkwürdiges fällt uns auf: Felsen und Sandbänke sind voller kleiner stacheliger Kugelfische, die vermutlich der Sturm an Land geworfen hat. Hier barfuss zu laufen ist nicht ratsam.

Sokotra

Kugelfisch

Sokotra

An der Ostspitze der Insel

Sokotra

Die Reste eine Walskelettes sind malerisch zu einer Skulptur drapiert.

Auf dem Weg zu unseren zweiten Übernachtungsort halten wir bei einem kleinen Ortsmuseum. Liebevoll sind die Alltagsgegenstände der, bis heute archaische lebenden Landbevölkerung, ausgestellt. Es gibt nicht viel zu sehen, das Leben auf Sokotra ist karg. Ein paar Gefässe, Matten, eine Hochzeitstracht, Fischerutensilien, ein paar Heilmittel aus dem berühmten «Blut» der Drachenbäume. Ein kleiner Raum für alles genügt. Eindrücklich ist ein dickes Buch über den kostbarsten Schatz der Insel, ihre einmalige Pflanzenwelt.

Sokotra

Hochebene von Homhil

Eine abenteuerliche Fahrt über holperige, mit tiefen Löchern gespickte Naturstrassen bringt uns auf die Hochebene von Homhil. Wir werden uns noch mehrfach wundern, was unsere Fahrer mit Ihren Autos leisten.

Sokotra

Homhil ist ein Naturparadies, das berühmt für seine endemische Pflanzenwelt ist: darunter Drachenblut-, Weihrauch- und Aloebäume, die farbenfroh zwischen dem grauen Kalkstein der Insel herausragen. Unsere Crew trägt Tisch und Stühle an einen schattigen Ort und serviert ein einfaches Mittagessen, das aus einem feinen Karottensalat mit Tomaten, Maiskörnern und Oliven sowie Fladenbrot und einer Büchse Thon besteht. Zum Dessert gibt es Datteln. Wie sich herausstellen wird, ist das unser Standard-Mittagessen, das uns gut schmeckt.
Laut unserem Bradt-Reiseführer muss es hier irgendwo einen Naturteich zum Schwimmen geben, also machen wir uns auf den Weg. Unser Führer ist etwas skeptisch, aber ein Hirtenjunge führt uns durch ein holperiges Flussbeet und tatsächlich, weiter unten lockt ein grosses, natürliches Flussbecken mit klarem Wasser. Nichts wie rein ins kühle Nass. Über die Kante blickt man direkt aufs Meer und die riesige Schwemmlandebene des Flusses tief unten. Grandios. Da die Waschgelegenheiten am Übernachtungsort gleich Null sind, ist der Pool hochwillkommen.

Die Landschaft ist fremd und faszinierend. Wir versuchen all die merkwürden Bäume und Pflanzen mit Hilfe der Fotos im Bradt zu bestimmen. Schwierig.

Sokotra Sokotra Sokotra

Leider weht gegen Abend ein starker Wind, sodass wir uns nach dem Abendessen bald in unsere Zelte verkriechen.


4. Tag: Hochebene von Homhil – Wadi Difaruh – nach Amak

Erst am Morgen nehmen wir die kleinen Dörfer, aus niedrigen Steinbauten an den Rändern der riesigen Hochebene richtig wahr. Die aus Steinen der Ebene, kunstvoll erbauten Häuser verschwinden fast in der umliegenden Landschaft. Gedeckt sind sie mit Flachdächern aus Holzstangen und Palmblättern oder Matten. Ein Einheimischer zeigt uns seinen kleinen Garten, in welchem er Gemüse und einige endemische Pflanzen züchtet. Auf eigene Initiative und Kosten, wie er betont. Unterstützungsbeiträge sind natürlich willkommen. Die Dörfer werden von der Regierung mit Subventionen und Solartechnik versorgt, leben sonst aber noch sehr traditionell.

Eine halsbrecherische Fahrt führt den Difaruh Canyon hinunter ins Wadi Difaruh. Die Insel ist von Flüssen durchzogen, die auch in der Trockenzeit noch etwas Wasser führen. In diesen Flusstälern dominieren die Dattelpalmhaine, an den Felshängen blühen die ersten Flaschenbäume. Die kleinen Dörfer wirken verlassen, wir sehen kaum je einen Menschen. Mehrere Stunden fahren wir durch das Wadi, eine Strasse ist nur selten auszumachen.

Sokotra

Das Wadi Difaruh

Die Fahrt geht einfach über Stock und Stein. In einem schattigen Palmenhain wird das Mittagessen serviert.

An die stets präsenten Geier haben wir uns bereits gewöhnt. Es sind stattliche Vögel, mit gelb-beigem Gefieder, das in der Sonne golden wirkt. Obwohl sie recht nahekommen, halten sie doch einen Sicherheitsabstand oder kreisen geduldig über uns.

Sokotra

Abwasch am Fluss

Sokotra Sokotra

  Unsere Feldküche mit Gasrechaud

Endlich hat die Schaukelei ein Ende und wir fahren auf einer guten Strasse durch das Delta des Flusses, eine riesige Steinwüste. Eine triste Militäranlage mit Exerzierplatz ist unseren Begleitern wohl bekannt. Fast alle Männer der Insel gehen ein paar Jahre zum Militär. Hier werden sie ausgebildet und anschliessend nach Festlandjemen transportiert. Nach ihrer Rückkehr erhalten sie lebenslang eine kleine Rente. Noch aus einem zweiten Grund ist der Ort wichtig. Hier kann man günstig Kath kaufen. Die grünen Blätter werden sackweise gekauft und konsumiert.

Kath besitzt eine energiesteigernde Wirkung und wird als natürliches Aufputschmittel genutzt. Der im Kath-Strauch enthaltene Hauptwirkstoff Cathinon hat ähnliche pharmakologische Eigenschaften und Wirkungen wie Amphetamin.

Ab der Mittagszeit kaut jedermann Kath. Mohammed Hareth, der Chef mag das zwar gar nicht, würde es gerne verbieten, aber ohne Kath schaffen die Fahrer die anspruchsvollen Strassen und die langen Fahrten nicht.

Unser nächstes Camp nahe Amak, ganz im Süden der Insel, ist eine Überraschung. Ein traumhafter Meeresstrand mit sanften Dünen aus feinem, weissem Sand. Unterstände aus Palmwedeln schützen etwas vor dem Wind und sogar einfache WC’s mit Dusche gibt es. Wir sind begeistert.

Sokotra

An unserem Campingplatz bei Amak

Ein Ausflug zu den berühmten Sanddünen von Hayf und Zahek endet etwas ungemütlich. Eine Horde Kinder wird so aggressiv, dass unser Guide einschreiten muss.

Sokotra

Sanddünen von Hayf


5. Tag: Amak – Salzfrauen - Dagub Höhle – Dixam Plateau

Ganz in der Nähe unseres Campingplatzes wohnen die «Salzfrauen». Sokotra Sokotra

  Die Salzfelder von Amak

In flachen Becken verdunstet das Meerwasser. Das sieht ähnlich aus wie in den natürlichen Salzfeldern in Europa, nur viel kleiner. Das Salz wird von den Frauen eingesammelt und an der Sonne getrocknet. Mit ihren Kindern wohnen sie in den nahegelegenen Palmhütten.

Um sie zu unterstützen, möchten wir Salz kaufen. Eine ganze Gruppe Frauen betrachtet uns neugierig. Gelächter und Getuschel. Fragen nach Medikamenten werden gestellt, dann nach Kleidern, Sonnenbrillen etc. Wir geben, was wir können, wären aber leicht unser ganzes Hab und Gut losgeworden, wenn wir uns nicht zügig davon gemacht hätten.

Ein paar Kilometer entfernt liegt die Dagub Tropfsteinhöhle.

Sokotra

Die Tropfsteinhöhle von Dagub

Sokotra

Wie ein riesiges Drachenmaul öffnet sich die Höhle gegen das Tal. Ein staubiger Pfad durch dürres Gestrüpp führt zur Höhle. Gigantische Stalaktiten stützen den Eingang. Die Höhle führt noch immer Wasser aber die Tropfsteinbildung ist nur noch klein. Mit etwas Geduld findet man vereinzelte Fledermäuse, die in den Nischen hängen.

Der riesige Innenraum dürfte über die Jahrtausende von vielen Tieren und Menschen bewohnt worden sein. Ein Becken sammelt frisches Wasser und das grosse Gewölbe der Höhle schützte vor Sonne, Regen und Kälte. Wir blicken in die weite, flache Ebene und stellen uns prähistorische Zeiten vor.

Sokotra

Blick in die Schlucht

Auf guten Strassentrassen geht es auf das Hochplateau mit den ersten Drachenbäumen. Mit leicht mulmigem Gefühl schauen wir in die tiefe Schlucht, die vor uns liegt und die wir nun hinunter müssen. Extrem steil führt die holprige Strasse in engen Kurven talwärts. Wie die wohl den Gegenverkehr regeln?

Wir sind nicht die ersten, die im Talboden ankommen. Mehrere Autos und auch der Küchenwagen sind bereits hier. Die Mannschaft kocht ein grosszügiges Mittagessen mit Poulet und Reis. Bis es soweit ist gehen wir durch das Geröll des Flussbettes und suchen uns ein Wasserbecken, in dem man etwas baden kann. Das Wasser ist klar, die Steine jedoch bewachsen mit hellgrünem Schlamm, der sich als tückisch erweist, weil die Beckenränder so glitschig sind, dass wir kaum mehr hinaus klettern können. Zum Schwimmen reicht es nicht, aber zum Haare waschen und das Wasser ist angenehm kühl. Eine Drohne kreist über uns. Das ist weit störender als der kleine Krebs, der am Zeh knabbert.

Nach dem Essen entdecken wir leider zu spät, dass es flussaufwärts ein paar wunderbar grosse Wasserbecken ganz ohne Schlamm gibt.

Was wir hinuntergefahren sind, müssen wir auch wieder hoch. Die andere Seite ist jedoch flacher und schon bald sehen wir die ersten Ausläufer des berühmten Waldes der Drachenblutbäume. Der Wald war der Grund für die UNESCO Unterschutzstellung. Die riesigen, schirmartigen Bäume stehen locker in der Felslandschaft, hie und da auch ein Flaschenbaum und etwas Gestrüpp. Es wirkt so archaisch, dass wir uns über ein paar Saurier kaum gewundert hätten.

Sokotra

Das Dixam Hochebene

Auf dem Hochplateau angekommen bietet sich uns ein einmaliger Blick über den Wald und die Berglandschaft. Für diesen Wald und diesen Anblick haben wir die ganze Reise unternommen, und wir werden nicht enttäuscht. Niemand weiss, wie alt diese Bäume sind. Sicher aber Jahrhunderte. Bis ein Baum eine Höhe von nur 2 Metern erreicht, dauert es rund 20 Jahre. Ausgewachsen sind die Bäume 5 bis 7 Meter hoch.

Eine Ziege wird über dem Feuer gebraten und wir sitzen noch lange am Feuer, über uns ein fantastischer Sternenhimmel. Es ist kalt in der Nacht.


6. Tag: Dixam Plateau – Qalansia - Detwah Laguna

Steif, fröstelnd und feucht kriechen wir aus unseren Zelten. Nicht die beste Nacht. Das alles ist rasch vergessen, beim Aufstehen in dieser fantastischen Landschaft. Ein wunderbarer Morgen unter blauem Himmel. Wir wundern uns über den starken Tau. Auf dem Tisch liegen richtige Wasserlachen, als ob es geregnet hätte. Jetzt ist uns auch klar woher Pflanzen und Tiere in dieser Halbwüste das Wasser nehmen.

Spaziergang mit einem der Bergbeduinen, des nahegelegenen Dorfes. Er zeigt uns wie das «Drachenblut» gewonnen wird. Es gibt mehrere medizinische Anwendungen aber auch als Schminke wird ein rotes Pulver verwendet. Man spürt den Respekt und den Stolz des Berbers über «seine» Bäume. Ein Teil des Waldes ist mit einem soliden Zaun umgeben. Ein Aufforstungsprojekt. Die Ziegen sind ein grosses Problem. In dieser kargen Landschaft fressen sie alles und die Jungbäume haben keine Chance zu wachsen.

Sokotra Sokotra

Der Saft darf nur alle 5 Jahre angezapft werden, weil er die Bäume verletzt.

Sokotra

Strand, nahe Qualansiya

Unser nächstes Ziel ist Qalansia, eine kleine Stadt im Westen der Insel. Laut Bradt Reiseführer, die schönste Stadt der Insel. Uns präsentiert sie sich allerdings als recht schmutzig und bescheiden. Vieles wirkt unfertig. Die schönsten Gebäude sind immer Schulen oder Verwaltungsgebäude. Was wir als Europäer halt vermissen, ist das Leben draussen, Cafés, Restaurants, Läden. Hier findet alles hinter Mauern statt. Diese sind oft kunstvoll gebaut, die Türen sind offenbar der Stolz der Bewohner, einige sind schön geschnitzt oder bemalt. Palmhaine und kleine Gärten verschönern das Stadtbild. Man muss einfach lernen anders zu schauen.

Sokotra

Blick auf die Detwah Lagune ein Ramsar-Schutzgebiet und Vogelreservat

Die Detwah-Lagune liegt im Nordwesten der Insel. Sie wurde am 20. August 2007 zusammen mit den umliegenden Sanddünen mit einer Fläche von 580 ha als erstes Ramsar-Schutz-Gebiet des Landes ausgewiesen. Deshalb sind wir überrascht, dass man in diesem Schutzgebiert überhaupt campieren darf.

Die Lagune ist ein wichtiges Brutgebiet für Wasser- und andere Vögel. Hier brüten beispielsweise der stark gefährdete Schmutzgeier und der Sokotrakormoran. Zu den in der Lagune vorkommenden Tierarten zählen zudem verschiedene seltene Rochenarten. Das in der Lagune wachsende Seegras bietet Fischen Schutz vor Räubern und stabilisiert die Küstenlinie.

Der erste Eindruck ist ernüchternd, täuscht aber auch. Wattgebiete sind bei Ebbe nicht unbedingt attraktiv. Der viele Unrat am Strand allerdings ist deprimierend. Wie überall kämpfen Geier und Ziegen dagegen an. Wir stellen überrascht fest, dass Ziegen Karton und Servietten mögen.

Ein längerer Spaziergang entlang der Küste führt an einen sauberen Strand vor eindrücklichen Sanddünen. Vom Meer her betrachtet wirken sie wie verschneit. Die Wassertemperatur ist recht angenehm. Etwas unangenehm sind lange, schwarzweisse, dünne Schnüre, die im Wasser treiben. Sie sind glitschig und vermutlich Fischlaich.

Wir lassen uns das Schwimmvergnügen dadurch nicht nehmen, vor allem vor dieser tollen Fels- und Dünenlandschaft.

Gegen Abend kommt die Flut zurück und jetzt präsentiert sich die Lagune mit sanften Blautönen vor der untergehenden Sonne viel schöner. Die richtige Stimmung zu unserem exklusiven Abendessen, welches aus Krabben und Tintenfisch besteht. Sehr schmackhaft gekocht.

An den oft starken Wind haben wir uns immer noch nicht gewöhnt. Das hindert uns aber selten daran, nach dem Eindunkeln ein paar Runden zu jassen oder zu würfeln, denn etwas anders kann man hier kaum machen. Unsere Crew sorgt jeden Abend zuverlässig für eine Lichtquelle. Heute ist es eine Lampe, welche an der Batterie eines der Fahrzeuge angeschlossen wird.


6. Tag: Detwah Laguna – Shubaab

Wir haben beschossen zwei Nächte an diesem Ort zu verbringen. So haben wir Zeit für den Bootsausflug nach Shubaab.

Frühmorgens werden wir in den nahen Hafen von Qalansia gefahren. Eine malerische Kulisse. Überall werden Fische feilgeboten, Kinder bestaunen die Touristen und einige der Fischer mit ihren kleinen Fischerbooten machen sich für die Überfahrt zum Shubaab Strand bereit. Dieser gilt als einer der schönsten Strände der Welt. Wir sind stets etwas vorsichtig bei solchen Superlativen und erwarten nicht zu viel. Die Bootsfahrt führt an hohen Felswänden entlang und ist ruppig. Für die Bootsführer ist das kein Problem, aber wir sind uns die hohen Wellen nicht gewohnt. Die Überfahrt dauert gut eine Stunde. Gegen Ende tauchen die ersten Delfine auf. Nur ein paar Meter neben dem Boot begleiten Sie uns eine Weile. Einfach jedes Mal eine Freude, diesen Tieren zuzuschauen.

Sokotra

Der Shubaab Strand hält was er verspricht

Eine riesige Bucht. Kilometerweit feiner, weisser Sand. Kein Haus, kein Hotel nur wunderbar sauberer Strand und im Hinterland Büsche und trockene Mangrovensümpfe. Für einmal weder Ziegen noch Geier. Ein Traum. Das Wasser ist warm und kristallklar. Einfach wunderbar. Ein paar wenige Touristen und Fischer sind mit uns gekommen, sonst ist der Strand menschenleer. Wir haben nur zwei Stunden Aufenthalt, der Wind frischt auf und die Bootsfahrer wollen zurück. Ganz in unserem Sinn, wir haben Respekt vor diesen Wellentälern. Im zweiten Boot mit Touristen werden die ersten bleich und andre jubeln bei jedem Wellental. Aber schliesslich gelangen wir heil zurück nach Qalansia.

Die Fischer sind am Ausladen ihrer Schiffe. Alles kleine, einfache Polyester- oder Holzboote mit einem etwas höheren Bug. Ganze Schubkarren voller Fische werden zum kleinen «Fischmarkt» transportiert. Nicht mehr als ein grösserer Marktstand mit einer Plache drüber. Kein Eis, keine Kühlung. Die meisten Fische sehen aus wie gelbe Thunfische. Jeder vielleicht 6-8 kg. Wir erkundigen uns nach dem Preis: 15$ das Stück. Die Fischer lachen, ob wir einen kaufen wollen? Wie lehnen dankend ab.

Zum Lunch sind wir wieder bei unseren Zelten. Für den Nachmittag ist ein Treffen mit dem «Cave Man» vereinbart. Ein Original von einem Mann, der eine der vielen Höhlen bewohnt. Dem Aussehen nach ein Inder. Er scheint wie aus einer längst vergangenen Zeit, spricht aber etwas Englisch. Ein Sari ist die einzige Bekleidung. Wir waten durch das flache Meer und er erklärt uns einige Tiere und Pflanzen. Zum Beispiel eine Rasiermesser-Muschel, die er aufbricht und uns zum Probieren gibt. Sehr schmackhaft. Die Muschelschalen sind jedoch wie es der Name sagt, gefährlich für nackte Füsse. Er zeigt uns Narben an seinen Fusssohlen und wir sind froh über unsere Wasserschuhe. Auch ein merkwürdiges, ovales Tier, das einem Tintenfisch ähnelt und rote Tinte ausstösst, wenn es gestört wird. Seegurken und Seesterne sind recht häufig. Die Führung endet nach kaum 20 Minuten abrupt. Wir sind ziemlich überrascht, als der Cave man uns einfach mitten im weiten Wattenmeer stehen lässt. Er zeigt an den fernen, kilometerlangen Sandstrand der weiten Bucht und verabschiedet sich lächelnd. Also machen wir uns auf den Rückweg. Die Flut hat erst begonnen, das Meer kann noch nicht tief sein. Wir beschliessen eine Abkürzung und waten einfach Richtung Camp. Mehr als hüfttief wird es nie. Das Wasser ist schön warm, wir geniessen den Wasserspaziergang, hätten aber schon gerne noch etwas mehr über dieses seltene Biotop erfahren.

Sokotra

Abendstimmung über Qualansia

Gegen Abend fährt uns einer der Fahrer auf einen nahegelegenen Berg mit einer fantastischen Sicht über die Bucht. Hier können wir den Sonnenuntergang geniessen.


7. Tag: Detwah Laguna – Mona’s Garten – Der Heiler – Hadibu

Heute steht der Besuch mehrerer «Gärten» auf dem Programm, bevor wir in der Hauptstadt in einem Hotel übernachten werden. Es sind Empfehlungen aus dem Bradt Reiseführer und unsere Crew kennt die Gärten nicht. Also irren wir ziemlich lange durch die Buschlandschaft, müssen mehrmals fragen, bis wir zu einem Gehöft mit einem kleinen, umzäunten Areal finden, in dem ein paar Medizinalpflanzen und Gemüse ein karges Leben fristen. Garten ist masslos übertrieben. Aber wir erhaschen einige Blicke auf Frauen und Kinder, die uns neugierig betrachten. Interessant ist ein leeres Haus, welches die eindrückliche Bauweise früherer Zeiten zeigt. Dicke Mauern und eine massive Decke aus dicken Holzästen. Darüber eine Schicht aus Palmwedel die vor Regen und Sonne schützt.

Unser nächster Besuch gilt einem Heilkundigen der Socotra Medicinal and Aromatic Plants Association. Ein bemerkenswert sympathischer Mann mit einem freundlichen, weisen Gesicht. Ruhig beantwortet er unsere Fragen. Die «Apotheke» besteht aus einigen staubigen Regalen mit Fläschchen und Beutelchen. Auch etwas Kosmetik gibt es. Schade, dass er nur wenig Englisch spricht. Er empfiehlt uns zwei Mittel für Magen und Verdauung, die wir vertrauensvoll bei ihm und kaufen.

Mona’s garden ist bekannter und glücklicherweise ist Mona zu Hause. Eine kraftvolle, ältere Frau voller Power und Autorität. Sie zeigt uns stolz ihren Garten und ihre vielen Tomatenspaliere. Diese sind legendär. Die ganze Insel kennt die «Tomatenfrau». Die Pflanzen wirken sehr gesund. Mangels Chemikalien räuchert sie die Pflanzen sporadisch aus. Erstaunlich, was sie auf diesem steinigen Boden erschaffen hat. Auch Mangobäume, Kräuter und einheimische Pflanzen gibt es.

Sokotra

Wir werden zum Tee eingeladen, der mit viel Zucker und Kamelmilch ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Dazu sitzen wir am Boden auf Matten und bedauern einmal mehr, dass wir uns nicht besser verständigen können. Es fällt auf, wie respektvoll Mona von den Männern behandelt wird. Sie hängen förmlich an ihren Lippen.

Auf unsere Fragen nach einem Projekt, das sie gerne realisieren würde, nennt sie den Bau eines WC’s! Was denn so ein WC’ kosten würde? Jetzt wird mit den Fahrern und dem Guide eifrig diskutiert. Wir verstehen kein Wort, aber sie einigen sich auf einen Betrag. Wir legen zusammen und überreichen Mona das Geld. Sie ist total gerührt, schenkt uns ihre grösste Tomate und lässt uns kaum gehen.

Ein beglückender Besuch und ein gelungener Abschied vom authentischen Sokotra.

Das letzte Mittagessen wünschen wir uns in einem Wadi. Also holpern wir nochmals über Stock und Stein.

Tisch und Stühle werden aufgestellt und wir warten geduldig, zusammen mit Ziegen und Geiern, bis angerichtet ist. Nicht weit von uns sind Einheimische am Pic-Nic, das gibt es hier also auch. Es ist eine gute Gelegenheit, uns bei unserer Crew für ihren Einsatz, die gute Betreuung und das sichere Fahren zu bedanken. Wir haben einige Geschenke von zu Hause mitgebraucht und natürlich gehört auch ein grosszügiges Trinkgeld dazu. Wir bekommen eine jemenitische Banknote mit dem Motiv des Drachenbaumes und eine Münze geschenkt. Momente von Herzlichkeit und Vertrautheit jenseits von Sprache. Wir sind alle gerührt.

Sokotra

  Ein Gurkenbaum

Es gibt auch eine halbprivate Organisation, die für die Aufzucht von endemischen und gefährdeten Pflanzen, sorgt. Wir stehen vor verschlossener Tür und werden von einer Gruppe unbeschwerter Lausbuben in Fussballtrikots ziemlich aufdringlich begutachtet. Wir versuchen mit Hilfe unseres Guides ins Gespräch zu kommen. Sie wollen unsere Namen erfahren und lachen, weil sie so ungewohnt klingen. Barbara können sie sich am besten merken, wie unsere Crew übrigens auch. Wir fragen sie was sie später für einen Beruf lernen möchten: Pilot, Fahrer, Arzt, Lehrer und Fischer.

Der Mitarbeiter Assoziation taucht auf und führt uns durch den vielfältigen Pflanzengarten. Hier finden wir für einige Pflanzen, die wir gesehen haben die richtigen Namen. Gurkenbäume haben wir schon mehrfach bewundert. Lange dauert der Rundgang nicht, aber wir freuen uns über jede Initiative zugunsten der Flora.

Jetzt geht es zurück zur Hauptstadt. Nicht dass wir uns auf Hadibu freuen würden. Es ist noch immer die schmutzigste Stadt, die wir je gesehen haben.

 

Sokotra

Wir beziehen unsere Zimmer, in einem kleinen Hotel, das nur arabisch angeschrieben ist.

Die Zimmer sind gross und einigermassen sauber und es gibt ein WC mit funktionierender Spülung. (Nicht ganz unwichtig, nach 7 Tagen wild campieren).

Mutig machen wir uns auf einen Spaziergang bis zur Moschee. Inzwischen ist ein rechtes Gewitter niedergegangen und alles ist schlammig und nass. Es sind nur ein paar hundert Meter, aber die Stimmung ist auf dem Nullpunkt. Neben der schönen und recht neuen Moschee entdecken wir ein modernes Gebäude, das laut Bradt ein Hotel sein muss. Von aussen ist das nicht zu sehen. Glücklicherweise öffnet jemand die Tür und wir fragen, ob wir einen Kaffee oder Tee trinken dürfen. Hier gibt es ein Restaurant und einen schönen Innenhof und wir können eine Weile in Ruhe zusammen sitzen etwas trinken.

Als wir nach draussen kommen ist es bereits dunkel. Jetzt sieht man gut ins Innere der vielen kleinen Läden. Sie sind erstaunlich sauber und bieten ein grosses Spektrum an Utensilien und Lebensmittel an. Alles fein säuberlich aufgeschichtet. Viele der Ladeninhaber nicken uns freundlich zu.

Hadibu ist auf Sokotra der einzige Ort an dem recht viele Autos und Motorräder zirkulieren. Die meisten sind hoffnungslos überladen mit Menschen und den unterschiedlichsten Waren. Wie die vielen Ziegen es schaffen, diesem Verkehrschaos zu entkommen ist uns nicht klar, aber wir sehen keine verletzten Tiere. Hunde haben wir keinen einzigen getroffen.

Abendessen im Restaurant. Wir bekommen einen riesigen Brotfladen mit Schwarzkümmel der wunderbar schmeckt, dazu einen guten Fisch. Die Küche ist malerisch und wird noch mit Holzfeuer betrieben. Wir schauen zu wie die dünnen Teigfladen im Inneren des birnenförmigen Steinofens an die Wand geklatscht werden und dort kleben bis sie knusprig sind.

Sokotra

Mohammed Hareth von hellosocotra ist da, plaudert mit uns und beschenkt uns mit Kleinigkeiten und einer jemenitischen Banknote mit aufgedrucktem Drachenblutbaum, wie wir sie heute schon einmal bekommen haben. Das scheint ihnen wichtig. Wir bedanken uns für die gute Organisation und seinen grossen Einsatz. Mohammed Hareth ist ein Mann, dem Sokotra nun wirklich am Herzen liegt.

Sokotra

Wir würden den Bäcker samt Ofen glatt nach Hause nehmen, wenn wir könnten. Dazu gibt es Rührei. Dann bleibt noch etwas Zeit um eine kleine Kooperative von Frauen zu besuchen, die kunsthandwerkliche Sachen herstellen und zum Verkauf anbieten. Einige Flecht- und Webwaren, viel ist wirklich nicht zu haben. Die letzte Station ist beim Honighändler. Sokotra hat sehr guten, jedoch teuren Honig. Das Kilo kostet bis zu 80$, aber wie wir zu Hause feststellen, hat es sich gelohnt. Dunkel und flüssig wird er in Pet-Flaschen angeboten.


 

Fahrt zum Flughafen. Mit zwei Stunden Verspätung starten wir Richtung Abu-Dhabi. Ein letztes Mal schauen wir zurück auf diese archaische Insel mit ihren fantastischen Bäumen und grandiosen Landschaften. Doch, die lange Reise und die Strapazen haben sich gelohnt. Eine solch eindrückliche Reise werden wir vermutlich nie mehr machen.

Sokotra

 



Bildzitate ©: Urheberrechtlich geschütztes Material