Reisetipps: Serbien - Bulgarien

 

TRAVEL BOOK SHOP

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Reiseroute:

Studienreise Serbien/Bulgarien. Mit dem Auto von Belgrad bis ans Schwarze Meer und zurück.

Organisator:

Travel Book Shop/ Regula Weber in Zusammenarbeit mit Traventuria Bulgarien.

Datum:

17.9.2018 – 6.10.2018

Autorin:

Travel Book Shop / Barbara Weber

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Reiseführer

 

Reisekarten

 

Literatur


 

  • Die, nach unserer Auffassung, interessantesten Orte sind mit einem markiert.
  • Spezielle Kontakt-Adressen sind am Schluss des Textes aufgeführt.
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Wer eine individuelle Bulgarienreise plant, sollte sich den Luxus eines privaten Fahrers und Autos gönnen.
Das ist erstens günstig zu haben und zweitens wegen der Sprache fast unerlässlich. Zudem bringt es Arbeit ins Land.
Planen Sie Ihre Bulgarieneise mit einer verlässlichen Agentur vor Ort.

 


 

Bulgarien

Land der Ureuropäer, der Kunstschätze, der Rosen und des Weines.

Bulgarien ist ein überaus interessantes Reiseland wenn man unvoreingenommen und neugierig unterwegs ist.

Als ärmstes Land der EU hat Bulgarien mehr als viele anderen Oststaaten mit seiner Vergangenheit zu kämpfen.
500 Jahre türkische Herrschaft, das unverarbeitete kommunistische Erbe und die wilden Jahre nach dem Verfall der Sowjetunion. Bretagne
Bulgarien ist ein Land grosser Gegensätze. Wunderbare Landschaften und verödete Felder, uralte Kulturstätten neben verlotterten Fabriken, explosionsartig wachsende Städte neben verfallenden Dörfern. Rund 1.7 Mio Bulgaren haben seit 1990 ihr Land verlassen. Ein Riesenverlust für das Land.
Der Tourismus hat sich erst in den letzten paar Jahren In Bulgarien entwickelt und ist bereits einer der florierenden Wirtschaftszweige, immerhin sind 7 UNESCO-Welterbe und 3 UNESCO-Biosphären-Reservate zu besichtigen und das alles ohne in Touristenströmen zu versinken!
Bulgarien befand sich immer am Kreuzweg zwischen Orient und Okzident. Viele Völker haben hier ihre Spuren hinterlassen: Ureuropäer, Thraker, Römer, Byzantiner, Slawen und Osmanen. Das kulturelle Erbe ist entsprechend interessant und vielfältig.
Flora und Fauna gehören zu den artenreichsten in ganz Europa. Hier kann man noch stundenlang durch Eichen- und Mischwälder fahren oder auf dem Weitwanderweg durch den ganzen Balkan bis ans Schwarze Meer wandern.

Bulgarien ist für Mitteleuropäer ein sehr günstiges Reiseland, vor allem wenn man privat reist.

 
Ihr Travel Book Shop, Regula Weber

 


 

1./2. Tag: Mit dem Zug durch drei Hauptstädte nach Belgrad 

Die Reise geht ab Zürich mit der Bahn über Ljubliana, Zagreb und Sofia mit direkter Verbindung bis nach Belgrad. Wir sind 22 Stunden unterwegs und haben also reichlich Zeit die Sprach-, Schrift- und Landesgrenzen bewusst wahrzunehmen. Der Komfort ist bescheiden, dafür kann man die Fenster öffnen und den Fahrwind geniessen während Berge, Wälder riesige Felder, Dörfer oder Städte vorbeiziehen. Das Schlafwagenabteil des bulgarischen Zuges ist eng aber sauber. Doch es gibt keinen Speisewagen und wir müssen die ganze Verpflegung und die Getränke mitnehmen!

Gegen Abend treffen wir in Belgrad ein. Der Bahnhof wirkt modern, hat aber tatsächlich keinen Lift. Über zwei Stockwerke müssen die Koffer hoch geschleppt werden. Ein Zigeunerjunge hilft uns eifrig. Ein harter Job aber wenigstens Aussicht auf Taschengeld. Vier Frauen und vier Koffer; ein normales serbisches Taxi schafft das für 15 Euro bis ins Zentrum. Das Hotel ist eine positive Überraschung und wir fühlen uns sofort wohl. Neugierig auf die Stadt unternehmen wir die ersten Erkundigungen. Der erste Eindruck: Grosszügig, modern und voller Leben. Viele Geschäfte sind bis 22.00 Uhr offen und werden rege besucht. Es gibt zahllose Cafés und Verpflegungsmöglichkeiten. Der Charme der Kaiserzeit ist zwar verblasst aber immer noch gut sichtbar.

Übernachtung:Hotel Townhouse 27. Eine Topadresse in Belgrad. Sehr sauber und modern mit grosszügigen Zimmern; zentral gelegen.

 


 

3. Tag: Belgrad - Vinca: Auf den Spuren der Ureuropäer 

für den Morgen haben wir ein ganz spezielles Programm: Wir wollen mehr über die Vinča- Hochkulturkultur erfahren. Das kleine Museum  liegt etwa 15 Kilometer südöstlich des Belgrader Stadtzentrums am rechten Ufer der Donau. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden auf dem Hügel Belo Brdo archäologische Ausgrabungen durchgeführt, die eine Besiedlung des Gebiets um 6000 v. Chr. nachweisen. 
Unbedingt einen Taxifahrer wählen der das Museum kennt, sonst landen Sie beim nuklearen Forschungszentrum Vinča, respektive vor einem verschlossenen Tor mit Warnschildern. Es empfiehlt sich auch ein Dolmetscher.

BretagneWir hatten eine sensationelle Führung durch den anwesenden Archäologen, allerdings auf Bulgarisch. Sensationell, weil er uns das Wesen einer uralten Hochkultur, deren Alltag und deren soziale Strukturen unglaublich lebendig und voller Begeisterung erklären konnte.

Am Ufer der Donau, umgeben von fruchtbaren Ebenen und im Einzugsgebiet grosser Flüsse, lebte die Vinča-Kultur offenbar über lange Zeit in Fülle und Wohlstand. Auch der Handel trug zu diesem Wohlstand bei. Man hat über einen Zeitpunkt von 2000 Jahren keine Waffen finden können!


Beschützt wurden die Menschen der Vinča-Kultur von einer grossen Muttergöttin, die in vielfacher Form als Keramik-Figur erhalten geblieben ist. Auffällig sind die grossen Augen und die offenen Arme. Das sei so, weil die grosse Göttin alles sah, sich um alles kümmerte und jeden mit offenen Armen empfing, erklärt der Archäologe.

Nach dieser beindruckenden Führung kehren wir in die Stadt zurück. Dort erwartet uns unser Führer für Serbien: Dimitrije.

 

Bretagne

Wir spazieren zur berühmten Festung von Belgrad .

Die Lage hoch über dem Zusammenfluss von Save und Donau ist spektakulär. Wie unser Führer erklärt, fliessen hier 100 Flüsse zusammen: 80 in der Donau und 20 in Save.

Die Stadt Belgrad besitzt seit je eine besondere strategische Position auf der Balkanhalbinsel. Die Via Militaris, die Via Egnatia sowie deren spätere Straßen nach Konstantinopel und Griechenland nahmen in Belgrad ihren Anfang. Diese strategische Lage führte unter anderem dazu, dass drei Kreuzzüge durch Belgrad führten und die Stadt ständigen Eroberungen ausgesetzt war. Kein Wunder also, dass hier eine so mächtige Festungsanlage steht. Trotzdem ist die Stadt in ihrer wechselvollen Geschichte 46-mal erobert worden.

 

Bretagne

Im alten serbischen Viertel gehen wir fürs Mittagessen ins Kafana, dem ältesten Restaurant der Stadt im serbischen Stil. Es liegt gleich gegenüber die Michaels-Kathedrale mit dem Sitz des Patriarchen. Gute serbische Gerichte. Beim Mittagessen erklärt uns Dimitrije die bulgarische Schrift. Es gibt 2 Schriften mit 30 Lauten und 60 Zeichen, die eine lateinisch, die andere kyrillisch. In der 5 Klasse können die Schüler frei wählen, welche Schrift sie in Zukunft benützen wollen. Das Lateinische überwiegt heute.

 

 

Bretagne

Stadtrundfahrt mit dem Tram Nummer 2, nicht nur weil es aus Basel stammt, sondern weil seine Strecke an vielen interessanten Plätzen vorbeiführt. Ja, die Basler «entsorgen» ihre alten Trams nach Belgrad, wo sie noch lange durch die Strassen fahren.

Abendessen: Restaurant Vuk, ul Vuka Karazica
Übernachtung: Hotel Townhouse 27.

 


 

4. Tag: Belgrad- eisernes Tor - Lepinski Vir - Brestovac 

Frühmorgens gehen wir nochmals auf die Festung um das Morgenlicht über der Stadt zu geniessen und in einer der schön restaurierten Strassen einen Mocca zu trinken. Doch wir müssen weiter, heute steht einiges auf dem Programm. Unser Fahrer für die nächsten Tage holt uns beim Hotel ab und wir verabschieden uns von Dimitrijev.

Die Fahrt führt aus der Stadt und beginnt mit einem Verkehrsunfall. Unser Fahrer hat Pech, und touchiert bei einem falschen Abbiegemanöver ausgerechnet das Auto eines Polizisten. Der Schaden ist an beiden Autos nicht gross, ein paar Kratzer.

Nach längerer Diskussion wechseln 20 Euro den Besitzer. Der Polizist hält den Verkehr an, damit unser Auto auf die richtige Spur einschwenken kann und winkt uns freundlich nach! Wir fragen, ob das hier immer so läuft. «Nicht unbedingt, aber wir hatten Glück mit dem Mann».

Bretagne

Wir fahren der Donau entlang zur Festung Golubac, die kurz vor dem eisernen Tor liegt und Jahrhunderte lang diesen wichtigen und engen Durchgang bewachte. Das gegenüberliegende Ufer gehört bereits zu Rumänien. Die Festung ist fast fertig renoviert, zurzeit jedoch für Besucher geschlossen.

 

 

 

Bulgarien Lepinski Vir . Hier finden wir, geschützt von einer mächtigen Eisenkonstruktion eine der bedeutendsten prähistorischen Kulturstätten Europas. Die hier gefundenen Überreste religiöser Architektur datieren aus der Periode zwischen 7000 und 5500 v. Chr. und veränderten das wissenschaftliche Bild über die jüngere Steinzeit in Europa. Die rund 85 Feuerstellen auf dem grossen Platz sind von steinernen Skulpturen umgeben. Zeltartige Behausungen überdeckten sie. Zu Anfang wurden lediglich Steinhäupter angefertigt, doch in der späteren Phase der Kultur nahmen die Skulpturen die Form vollständiger menschlicher Figuren an und wurden als Götterbilder verehrt. Vielfach wurden sie mit fischähnlichen menschlichen Häuptern, mit Fisch- oder Hirschmotiven sowie faszinierenden Zeichen ausgestattet.

Bulgarien Bulgarien

 

 

 

 

 

 

 

 

Bulgarien Die Weiterfahrt führt durch ländliche Gebiete, malerische Bauerndörfer über einen kleinen Pass. Die Suche nach unserem Ziel fürs Abendessen gestaltet sich nicht ganz einfach. Doch schliesslich finden wir das Restaurant Twa Brata in Zajecar. Es soll eines der besten serbischen Restaurants sein, kommt aber klein und einfach daher. Etwas skeptisch bestellen wir und werden angenehm überrascht. Qualität und Vielfalt sind ausgezeichnet. Der Umweg lohnt sich.

Übernachten: Hotel RTB-Club bei Brestovac. Das Hotel ist kühl und unpersönlich, die Zimmer jedoch sauber und grosszügig. Es gibt zudem kaum Alternativen.


 

5. Tag: Felix Romuliana – Magura-Höhlen - Belogradtschick

Bretagne

Die Ruinen von Felix Romuliana mit dem Galerius Palast bei Gamzigrad sind wunderbar in einer weiten Landschaft gelegen. Die vollständig erhaltene Umfassungsmauer mit 20 mächtigen, bastionsartigen und bis zu 15 m hohen Türmen bietet ein imposantes Bild. Im Jahre 2007 wurde der Galerius-Palast in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Kaiser Galerius (293–311) liess den Palast als Altersruhesitz errichten.

Die Anlage war seiner Mutter Romula, die hier in der Nähe in der Provinz Dakien geboren worden war, gewidmet. Auf dem nahen Hügel Magura ließ Galerius sein eigenes, und das Grabmal seiner Mutter errichten.

Wir lassen uns Zeit, schlendern bei schönstem Wetter durch die Anlage. Bekannt und sehr beliebt sind die nahen Thermal-Quellen. Die Leute kommen auch zum Kuren hierher. Unseren hygienischen Ansprüchen würden die Bäder wohl kaum genügen, warnt uns der Fahrer.


Bulgarien Immer wieder erhaschen wir auf der Weiterfahrt einen Blick auf das dörfliche Leben in Serbien. Hier leben die Bauern wie bei uns vor 60 Jahren. Etwas fällt besonders auf: In fast jedem Dorf stehen, ein oder gar mehrere neue, prächtige Häuser mit Alkoven, Säulen und viel kitschigen Extras. Es sind die Häuser von Rückkehrern und reichen Bulgaren.

Wir überqueren ohne Probleme die Grenze nach Bulgarien. Jetzt ist die Währung nicht mehr Dinar sondern Lewi, ansonsten ändert sich nicht viel, denn beide Sprachen verstehen wir nicht und merken daher wenig Unterschiede. Einzig die Uhr müssen wir um eine Stunde vorstellen.

Die Magura Höhle hatte touristisch gesehen schon bessere Tage. Ausserhalb der Höhle wirkt alles etwas verfallen. Die Anzahl der Besucher hielt wohl nicht mit den Erwartungen Schritt und die EU-Gelder versickerten nach einem ersten Einsatz. Trotzdem ist die unterirdische Karsthöhle wegen ihren prähistorischen Höhlenzeichnungen, die mit Fledermaus-Exkrementen angefertigt wurden und auch wegen ihres mächtigen Inneren einen Besuch wert. Die Höhle ist ca. 2,5 km lang und verkarstet. Auf Wänden sind schwarze Malereien sichtbar, die ältesten stammen aus der späten Bronzezeit, die jüngsten von 1200 Jahre v. Chr.

Sie und ihre Umgebung sind zum Naturreservat erklärt worden. Obwohl im Reiseführer steht, dass man die Höhle nur mit Führer betreten kann, scheint hier niemand Lust auf eine Führung zu haben und wir werden alleine losgeschickt. Die Orientierung ist allerdings nicht ganz einfach und der Boden steil und glitschig.

Wir empfehlen eine warme Jacke, gute Schuhe und einen Führer! Zudem liegen Eingang und Ausgang weit auseinander. Entweder man läuft ca. 30 Minuten zum Eingang zurück oder organisiert sich einen Fahrer.  Es ist eine recht gute Beschreibung der Höhle und der Höhlenmalereien auf Deutsch erhältlich.

Beim Ausgang werfen wir noch einen Blick auf den Rabisa-See. Ein See ohne Zu- und Abfluss, aber mit immer gleichem Pegelstand!

Die Höhle liegt 23 km weit von Belogradchik entfernt, und gegen Abend treffen wir dort ein.


Unterkunft: Hotel Skalite. Wichtig: Leisten Sie sich ein Appartement! Denn nur so haben Sie die herrliche Sicht auf die berühmten Felsformationen. Diese Aussicht ist die ca. 20 Franken mehr pro Person nun wirklich wert.

 

Bretagne

Wegen dieser Felsen sind wir hier und sie sind tatsächlich eindrücklich. Wie riesige versteinerte Menschen und Tiergruppen stehen sie in der Landschaft. Die Felsen von Belogradchik waren Kandidat für die sieben neuen Weltwunder, über die per Internet abgestimmt werden konnte. Die immerhin 6.3 Mio Stimmen reichten zwar für die Shortlist, aber nicht für die finale Runde. Infolge dieser Kampagne hat Belogradchik jedoch eine Berühmtheit erlangt, die der Stadt einen Aufschwung bescherte. 
Leider ist der Himmel etwas bewölkt sonst hätte die Festung oberhalb von Belogradchik noch prächtiger gestrahlt. Zwischen den Balkangebirgspässen «Sveti Nicola» und «Kadi Boaz» gelegen, befindet sich die imposante Festung in einer wichtigen strategischen Position. Entsprechend umkämpft war sie durch viele Jahrhunderte. Uns interessiert jedoch auch eine Höhle im gegenüberliegenden weissen Felsband über dem Wald, ca. 2 Kilometer entfernt. Dort sollen uralte Funde von Hominiden gefunden worden sein. Leider ist die Höhle geschlossen.

 


 

6. Tag: Belogradchik- Chiprovtsi - Berkovitza - Berghütte Kom-Petrohan

Wanderung durch lichte Mischwälder zu den pittoresken, riesigen Felsen, die von unten betrachtet genauso imposant wie von oben sind. Leider verirren wir uns in den lichten Laubwäldern rund um die Felsen und verpassen den Weg hoch zur Felsenfestung. Die Karte ist veraltet und die Markierungen mehr als spärlich. Das hindert uns aber nicht daran die Wanderung zu geniessen und diese bizarre Landschaft zu bewundern. Die rötlich-braunen Felsformationen begleiten uns noch eine ganze Weile auf unserer Weiterfahrt nach Chiprovtsi. Durch das wunderschöne Ogosta-Flusstal mit den hohen Bergen im Hintergrund. In dieser wenig bekannten Region ist die Natur nahezu wild.

In Chiprovtsi wurden seit der Antike Bergbau betrieben. Im Mittelalter kamen Bergleute aus Sachsen hierher, die mit ihrem Wissen den Erzabbau entscheidend verbessern konnten. Die reichen Vorkommen an Gold, Silber, Kupfer und Eisen führten zu Wohlstand und zogen viele bulgarische aristokratische Familien an, wodurch die Stadt auch kulturell einen Aufschwung erlebte. Doch diese Zeiten liegen weit zurück und von all der Pracht ist kaum mehr etwas zu sehen. Die Stadt ist am zerfallen. Riesige verlassene Plattenbauten und Fabriken.

Bretagne

Doch was uns nach Chiprovtsi führt ist die traditionelle Teppichweberei. Wie sich herausstellt,

ist es auch damit nicht mehr einfach. Wohl gibt es noch Frauen, die diese ortsverbundene, alte Kunst beherrschen, die meisten sind jedoch in Rente und arbeiten privat zu hause.
Nach längerem Herumfragen und Herumirren im Ort, hat es sich offenbar herumgesprochen, dass da Touristen Teppiche suchen. Wir werden herzlich in ein kleines Gartenrestaurant gebeten und grosszügig verpflegt. Hier ist alles beisammen, Weberei, Restaurant und Wohnung. Die Grossmutter ist die Weberin, die uns mit Stolz ihre Kunst vorführt, der Grossvater bringt das Essen und vor allem den Raki und die Enkelin ist die grosse Überraschung. Da spricht ein junges Mädchen plötzlich gut Englisch und wechselt dann ganz locker in gutes Deutsch. Wie sich herausstellt studiert die junge Dame Geologie in Graz. Wir vergessen leider zu fragen, wie sie zu einem Studienplatz gekommen ist. «Es ist dramatisch», erzählt sie «wer kann verlässt die Stadt. Es läuft hier gar nichts mehr und ja, sie möchte etwas für diese Stadt tun und deshalb studiere sie Bergbau».

Wie gross das Können früher war, zeigt ein alter, ca. 6 m² grosser Teppich, der eigens für uns hervorgeholt wird. Die Grossmutter hat ihn zur Hochzeit erhalten. 3 Frauen haben 40 Tage daran gearbeitet und er wird wie ein Schatz gehütet.  Auch heute noch ist die Qualität gut, bei dieser Künstlerin sogar sehr gut. Die Wolle wird noch selber eingefärbt. Allein mit Lindenholz lassen sich vier verschiedene Farbtöne herstellen. Es ist unglaublich wie die Grossmutter ohne Vorlage die uralten, geometrischen Muster flink unter ihren Händen entstehen lässt. Sie ist überglücklich, als wir ihr zwei Teppiche abkaufen. Am Sonntag wird sie in Sofia auf dem Markt versuchen, weitere zu verkaufen. Es werden auch Workshops angeboten.  In 10 bis 20 Tagen kann man die Grundlagen erlernen. Die Enkelin ist dann meist die Dolmetscherin.

Über der Stadt Berkovitza erhebt sich der hohe Berg Kom, weswegen der Ort vor allem von Wanderern besucht wird. Eine schmale, kurvige Strasse führt auf 1500 Meter Höhe zur Berghütte Kom. Wer sich an den Standard von Schweizer SAC-Hütten gewöhnt ist, braucht jetzt etwas Tapferkeit. Die Zimmer sind schäbig, die Heizung defekt und die sanitären Einrichtungen ungepflegt. Der Eingangsbereich und der grosse Essraum dagegen wirken schon fast gemütlich. Leider wird noch nicht geheizt und so sind wir froh um einen heissen Tee und ein warmes Abendessen. Einmal mehr schätzen wir die Übersetzungsdienste unserer Fahrer. Fremdsprachen sind hier wirklich fremd. Wir lernen eine Eigenheit bulgarischer Restaurants kennen, die wir noch oft antreffen: Brot wird hier separat verrechnet und Scheibenweise bestellt.

 


 

7. Tag: Berghütte Kom - Wanderung zum Petroski-Pass – Sofia

Bretagne

Die schlaflose Nacht in kalten und harten Betten ist rasch vergessen, als wir bei strahlendem Wetter die 1. Etappe des Weitwanderweges E 3 unter die Füsse nehmen. Es ist eine grandiose Landschaft, die wir am ersten Herbsttag des Jahres durchwandern, und nicht nur wir. Die Berghütte Kom und der gleichnamige Berg sind Ausgangspunkt für den Weitwanderweg E3, der in 25-30 Tagen über den Kamm des Balkangebirges bis ans Schwarze Meer führt. Zu dieser Jahreszeit begegnen wir kaum Wanderern. Im Frühling und Sommer ist das anders. Der Weg ist auch bei Bulgaren sehr beliebt. Wir sind begeistert und lassen uns Zeit. Der Blick über die riesigen Wälder zu den fernen Bergketten ist fantastisch. Nach knapp vier Stunden sind wir am Petroski-Pass, wo unser Fahrer auf uns wartet. In einem kleinen Bistro an der Strasse können wir etwas essen.

Weiterfahrt nach Sofia. Es ist Samstag und die Innenstadt von Sofia bis 17.00 Uhr autofrei! Wer hätte das gedacht. Wir können also nicht zu unserem Hotel und machen es uns in einem Café bequem.

 

Bulgarien

Nicht weit entfernt steht die Alexander-Nevski-Kathedrale, Sofias Wahrzeichen und wir nutzen die Zeit für einen Besuch. Die Alexander-Nevski-Kathedrale ist eine gigantische

Dankbarkeitserklärung an die russische Nation. Sie wurde zu Ehren der ca. 200 000 russischen Soldaten gebaut, die ihr Leben im russisch-Türkischen Befreiungskrieg zwischen 1877 und 1878 verloren. Die Gelder für den Bau der mächtigen Kathedrale stammen grösstenteils aus Spenden der Bevölkerung. Die fünfschiffige Kreuzkuppelkirche ist die grösste im Land. 5000 Menschen können darin an einer Messe teilnehmen. In bulgarisch-orthodoxen Kirchen gibt es keine Bänke. Das Innere der Kirche ist unglaublich prunkvoll.

Punkt 17.00 Uhr rollt der Verkehr wieder an und wir erreichen nach kurzer Fahrt das Grandhotel Sofia. Welch ein Kontrast zur letzten Nacht! Begeistert lassen wir uns in den grossen, luxuriösen Zimmern auf die weichen Betten fallen.
Übernachtung: Grandhotel Sofia. Das Hotel hat seine 5 Sterne verdient und ist mit Abstand das beste unserer ganzen Reise.
Abendessen: Restaurant Moma; ul. Solunska 28. Wir haben ausgezeichnet gegessen und wunderbaren bulgarischen Wein getrunken. Das Restaurant ist zu Fuss vom Grandhotel Sofia in 15 Minuten zu erreichen.

 


 

8. Tag: Sofia

Wir begrüssen am Morgen unsere neue Führerin für die nächsten drei Tage, Biljana Rajkova.
Ihr Fachwissen auf vielen Gebieten ist beeindruckend und sie spricht deutsch. Unseren Stadtrundgang machen wir zu Fuss vom Hotel aus.

Sofia liegt am Schnittpunkt auf der Handelsroute von Europa nach Istanbul und von der Donau an die ägäische Küste. Unter den Boulevards und modernen Gebäuden liegen die Überreste einer der ältesten Städte Europas. Das heutige Zentrum war schon immer das Herz der Stadt – bei der Thermalquelle siedelten die ersten Thraker, später lag das Zentrum der antiken Stadt Serdica am heutigen Standort der Sofia-Statue.
«Sofia wächst, aber altert nicht» ist ein beliebtes Sprichwort der Bulgaren. Die Stadt wächst ungebremst und chaotisch in alle Richtungen. Mittlerweile zählt sie 1.8 Millionen Einwohner. Regulierung und Infrastruktur hinken hoffnungslos nach. Die billig und rasch hochgezogenen riesigen Bauten altern leider rasch und schlecht.

Doch heute interessiert uns Sofias Vergangenheit, seine Denkmäler und der berühmte Schatz der Thraker. Wir beginnen mit der hübschen, russisch-orthodoxen Nicolai-Kirche mit ihren goldenen Zwiebeltürmchen. Gerade ist Messe. Auch hier gibt es keine Bänke und die Gläubigen stehen Schlange für das Abendmahl. Ihr Ernst und ihre Ergriffenheit bei dieser Handlung sind beeindruckend. Ganz offensichtlich ist die Religion etwas Wichtiges in ihrem Leben.

Das Archäologische Nationalmuseum , war ursprünglich eine Moschee, die von Mahmut Pascha dem Grossen 1494 erbaut wurde. Sie ist mit ihrem Kuppeldach eines der wenigen Gebäude, das aus osmanischer Zeit erhalten geblieben ist. Uns interessiert der Saal für Urgeschichte. Er dokumentiert die ersten Ansiedlungen von Menschen in Europa vor 1.4 Millionen Jahren bis um 1600 vor Chr. Berühmtestes Fundstück ist ein 1.2 Millionen alter Knochen mit eingeritzten Symbolen. Diese Deutung ist umstritten. Trotzdem stehen wir beeindruckt davor, und versuchen einmal mehr uns vorzustellen, wie menschenähnliche Wesen vor so langer Zeit wohl gelebt, gefühlt und gedacht haben. Die Chronologie der menschlichen Entwicklung und der prähistorischen Kulturen ist sehr professionell und übersichtlich dargestellt.  Bulgarien hat aus prähistorischer Zeit mehr zu bieten als alle anderen Länder Europas.

Bretagne

Im 2. Stock stehen die Sicherheitsvorkehrungen im Vordergrund und die Exponate sprechen für sich selber. Besonders eindrucksvoll ist die goldene Bestattungsmaske aus dem Hügelgrab Svetitsa aus dem 5. Jh. v. Ch.  sowie der Portraitkopf einer Bronzestatue von Seuthes III. Die beiden sensationellen Funde wurden 2004 im Rosental entdeckt.

 

 

 

 

Bretagne

Wir übersehen schnöde die riesigen Verwaltungsgebäude und steuern direkt in den Innenhof des Amtssitzes des Präsidenten: zur Rotunde Sveti Georgi, der ältesten Kirche Sofias, inmitten römischer Thermen. Es ist ein kleiner runder Backsteinbau, von Konstantin dem Grossen im 4 Jh. erbaut. Wertvoll sind die Wandmalereien im Innern aus dem 10. Jahrhundert.
Fürs Mittagessen haben wir uns mit Svetoslav Velkov, dem Leiter von Traventuria Bulgarien verabredet und uns für sein grosses Engagement bedankt. Ohne seine Unterstützung wäre die Organisation unsere Reise mit den vielen Extras kaum möglich gewesen. Fahrer, Führer, Dolmetscher, Autos, Hotelunterkünfte und Spezialisten organisierte das Büro für unsere Tour. Wir können diese Agentur in jeder Hinsicht empfehlen. Das wussten wir bereits bei der Abreise, was uns aber immer wieder vor Ort überraschte war die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Nie auch nur 5 Minuten zu spät!
Mittagessen: Restaurant Happy Grill. Eine moderne Restaurantkette die es in verschiedenen bulgarischen Städten gibt. Das Essen ist gut und die Auswahl gross.

Um zur Bojana Kirche zu gelangen müssen wir mit Taxis ca. 20 Minuten in den gleichnamigen Aussenbezirk fahren.

 

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Die Kirche von Boyana ist eine mittelalterliche, bulgarisch-orthodoxe Kirche. Sie ist dem Heiligen Nikolaus geweiht. Die Kirche wurde 1979 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Ihre weltweite Bekanntheit verdankt die Kirche ihren Fresken von 1259. Diese liegen als zweite Schicht über noch älteren Malereien und stellen ein sehr gut erhaltenes Beispiel für mittelalterliche osteuropäische Kunst dar. Die Bilder sind so aussergewöhnlich, weil sie mit der bis anhin üblichen Heiligendarstellung brechen und einen ganz eigenen Stil finden: Der Ausdruck der Gesichter wirkt lebendig und individuell. Die Kirche ist klimatisiert und es werden nur kleine Gruppen für 10-minütige Führungen eingelassen.
Um die Kirche befindet sich eine Reihe von Grabstätten. Davon ist besonders die schlichte Grablegung für Zarin Eleonore von Bulgarien († 12. Sept. 1917), der Gemahlin von Zar Ferdinand I. von Bulgarien bemerkenswert. Die Zarin hat sich massgeblich für den Schutz der Kirche und den Erhalt des umliegenden botanischen Gartens verdient gemacht. Ohne sie wäre die Kirche abgebrochen worden.

Bretagne

Die Taxis haben auf uns gewartet, denn in der Nähe befindet sich auch das Nationale Historische Museum im ehemaligen Sitz des Regierungschefs, mit wunderbarem Blick auf das Witoscha-Gebirges, dem Hausberg von Sofia. Hier interessiert uns vor allem der berühmte, thrakische Goldschatz, der hier im Original ausgestellt ist. Die Einzelstücke sind von unglaublicher Schönheit.
Er wurde unweit von Plovdiv 1949 von drei Brüdern gefunden. Eine alte Fotografie zeigt die drei einfachen Arbeiter mit dem Goldschatz in den Armen. Das muss eine grandiose Erfahrung gewesen sein: Die Drei gruben nach Lehm und hielten plötzlich 6 Kilo kostbarer Goldgefässe in den Händen! Plovtiv muss sich mit Kopien begnügen, deren Qualität weit hinter den Originalen bleibt.

Eine Fülle an Kulturschätzen und der ununterbrochene Informationsfluss unserer Führerin haben uns etwas erschöpft und wir sind froh, dass wir ein Taxi zurück ins Hotel bestellt haben.
Der Taxifahrer ist ein Original. Nach eigener Behauptung spricht er 7 Sprachen. Die launigen Sprüche, die er zum Besten gibt, tönen jedoch reichlich eingeübt. Natürlich warnt er uns als Erstes vor Schwindeltaxis, die unwissenden Touristen überhöhte Preise abluchsen. Eine Identitätskarte auf dem Armaturenbrett und ein Tarifschild an der Windschutzscheibe sind zwingend für reguläre Taxis.

Abendessen: Hristo Belchev. Diesmal wählen wir ein klassisches Touristenrestaurant mit schönem bulgarischem Ambiente. Und wie so oft, ist das rustikale Ambiente besser als das Essen, das zwar originell serviert wird, aber keine hohen Kochkünste fordert.

Übernachtung: Grandhotel Sofia.

 


 

9. Tag: Sofia – Rilagebirge – Banjo

Mit Rucksack und Wanderschuhen verlassen wir das Grand Hotel, und machen uns auf den Weg ins Rila-Gebirge. Es beherbergt die höchste Bergkette und den grössten Nationalpark des Landes und liegt in der Nähe der Hauptstadt. Es steht auf der Liste des UNESCO-Weltnaturerbes. Tief im Tal versteckt sich das 1000 Jahre alte Rila-Kloster, ein grosser, einzigartiger Sakralbau und ebenfalls im Inventar der UNESCO.  Method, unser neuer Fahrer ist auch Bergführer was ihm deutlich besser liegt als fahren. Er weiss jedoch viel und spricht ein gutes Englisch. In gemächlichem Tempo erreichen wir nach zwei Stunden den Nationalpark und die Talstation der Sesselbahn und trauen unseren Augen nicht: Parkierte Autos soweit das Auge reicht! Das ist ja schlimmer als die Flumser-Berge am Sonntag! Method erklärt uns das Ganze: Es sind keine Touristen, sondern Einheimische, die den Feiertag dazu nützen, im Rila-Gebirge zu wandern oder mit lärmigen Jeeps durch die Landschaft zu kurven! Pikantes Detail: der Sessellift läuft nicht; »zu viel Wind» lautet die Auskunft, obwohl es windstill ist. Natürlich, sobald der Lift läuft, werden weniger Jeep-Fahrten verkauft. Die ganze Organisation inklusive Berghotel, ist fest in den Händen der Mafia und die bauen ganz ungeniert auch in den Schutzgebieten. Schliesslich wird der Sessellift doch noch angestellt. Die halbstündige Fahrt hoch über den Tannenwäldern mit Blick in die Berge ist wirklich schön. Unter uns kurven die Jeeps in halsbrecherischer Fahrt über die löchrigen Pisten.

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Auf der sieben Rila-Seen Wanderung wimmelt es von Wanderern und so wählt Method eine Ausweichroute für uns. In einer vierstündigen Rund-Wanderung treffen wir auf 5 der Seen und geniessen die schöne Landschaft. Wir machen Rast bei einem Berghaus und bekommen eine ausgezeichnete Brennnessel-Suppe.  Die Hüttenwartin, eine sehr sympathische Frau, kennt Method gut und nimmt deshalb kein Blatt vor den Mund. Sie beklagt sich über den zunehmenden Einfluss der Mafia und weiss nicht wie lange sie noch davon verschont bleibt. Das macht ihr grosse Sorgen. Wenn man bedenkt, dass diese Gegend ein offizielles Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung ist, so ist das empörend. Da wir nicht unbedingt Werbung für die Mafia machen wollen, würden wir als Alternative die 5-Seen-Wanderung am Pizol empfehlen!

Ganz in der Nähe der Hütte zeigt uns Method einen Felsen mit einer Inschrift. Sie stammt vom Gründer der weissen Bruderschaft und enthält die wichtigsten Grundsätze dieser Lehre. Method erzählt uns andächtig und mit grossem Respekt davon:

 

Bretagne

Die Universelle Weisse Bruderschaft ist eine synkretistische religiöse Gemeinschaft und wurde 1900 in Warna von Petar Danow gegründet. Während der „geistigen Sommerschule“ vom 1. bis 22. August kommen seit 1920 jährlich tausende Menschen im Bergkessel der Sieben Rila-Seen zusammen, um die Paneurhythmie auf einer großen Wiese beim fünften See zu tanzen. Auf einer grossen Ebene weisen Steinkreise auf den Ort des Tanzes hin.

Bei der Rückkehr zu unserem Auto kaufen wir gekochte Maiskolben und frische Heidelbeeren am Strassenrand, dann geht s weiter ins Pirin-Gebirge nach Bansko.

Übernachtung und Abendessen: Hotel Hot Springs. Es neues, schönes Kurhaus mit grossem Thermalbad und Spa, in welchem wir genüsslich unsere Muskeln nach der langen Wanderung entspannen.

 


 

10. Tag: Bansko – Pirin-Gebirge – Triglad

Bei unserer Weiterfahrt treffen wir gleich neben dem Hotel eine Gruppe Zigeunerinnen, die Paprikas auf grossen Blechen rösten. Einmal mehr staunen wir über die riesigen Unterschiede in diesem Land. Pferdewagen neben protzigen Autos, kleine Bauernhäuser neben hochmodernen Villen.

Bretagne Mit dem Rila-Gebirge in der Ferne und dem Pirin-Gebirge direkt vor der Nase hat Bansko eine selten schöne Lage. Es ist das St. Moritz Bulgariens. Die Einwohner sind durch den Tourismus und vor allen durch den Verkauf von Grundstücken zu Vermögen gekommen. Der Ort wuchert in die Landschaft hinaus und verschandelt das schöne Tal. Teure, luxuriöse Hotels wie das Kempinski genügen auch einer anspruchsvollen Kundschaft. Was für das Tal gilt, gilt auch für Berg und Wald. Ohne Rücksicht auf Verluste werden Schneisen in die Hänge des Berges Todorka geschlagen und hunderte von uralten Bäumen abgeholzt.  Keine halbe Fahrstunde weg von Bansko Richtung Gebirge, kehrt jedoch Ruhe und Einsamkeit zurück. Der Name des Gebirges leitet sich von Perun ab, dem obersten Gott der slavischen Mythologie. Es ist ein alpines Hochgebirge. Der höchste Gipfel ist der Vihren mit knapp 3000 m Höhe. Das Besondere am Nationalpark ist das reiche Vorkommen an endemischen Pflanzenarten. Die Flora ist mit über hundert, nur im Balkan vorkommenden Pflanzen, wirklich spektakulär.

Bretagne

Die Schlangenhaut-Kiefer und die Rumelische Kiefer sind typische Bäume des Nationalparks. Ganz unbedingt wollen wir die Baykusheva Mura , eine 1300 Jahre alte Schlangenhaut-Kiefer sehen, ein Gigant, den wir ehrfürchtig bestaunen. Sie steht nahe der Strasse Richtung Vihren Hütte und ist leicht zu finden. Zur Fauna gehören unter anderem Gämsen, Wölfe, Braunbären und Steinadler. Der Pirin-Nationalpark wurde bereits 1983 in die Liste der UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommen.

 

 

 

Bretagne

Auf unserem Weg in die Rhodopen besuchen wir das Kovachevitsa . Es ist eines der am schönsten erhaltenen Dörfer Bulgariens und die lange, kurvige Fahrt bis zuhinterst ins Tal lohnt sich unbedingt. Enge, verwinkelte Gässchen mit grobem Kopfsteinpflaster führen vorbei an aus Bruchstein und Holz erbauten Häusern aus dem 18. Jh., mit ihrer eigenwilligen Architektur. Man kann hier übernachten. Jedes zweite Haus bietet Unterkunft. An Wochenenden unbedingt reservieren, auch das Restaurant.

 


Mittagessen: Brothers Tavern: Ein altes, schönen Haus mit vielen Reminiszenzen aus vergangenen Tagen und gutem Essen.

 

Bretagne

Es wird eine lange Fahrt bis Triglad, unser heutiges Ziel, näher rückt. Kurz davor tauchen wir in die Trigrad-Schlucht hinein. Die Strasse ist sehr eng und die Felswände türmen sich hoch über uns. Bevor man die letzten Kurven der Schlucht hinter sich gebracht hat, liegt an einem Parkplatz der «Eingang zum Hades». Beindruckend ist der 42 Meter hohe Wasserfall in der Höhle. Orpheus soll hier in die Unterwelt gestiegen sein, um sein Ehefrau Eurydike zu suchen. Mutige Besucher erwarten 300 Stufen, Dunkelheit und Nässe. Nur für Trittsichere und Schwindelfreie.

 

Übernachtung und Abendessen: Hotel Triglad. Ein nettes Haus mit sauberen Zimmern. Wir frieren, es ist richtig kalt geworden auf den Abend. Wunderbar frische, gebratene Forellen aus der nahen Fischzucht als Abendessen.

 


 

11. Tag: Triglad – Plovdiv

Wir beschliessen schon beim Morgenessen unser Programm zu ändern, und keine zweite Nacht hier zu verbringen. Es ist einfach zu kalt um nachts auf Bären zu warten. Wenigstens besuchen wir am Dorfausgang das Bärenmuseum. In einem kleinen Zimmer motten einige ausgestopfte Tiere vor sich hin. Man erfährt einiges über Bären und wünscht dem ganzen Unterfangen ein etwas grösseres Budget. Obwohl in unserem Reiseführer steht, dass schon jeder Einwohner Bären gesehen hat, können wir keinen finden, der das bestätigt!
Ausritt an die griechische Grenze. Auf gutmütigen Pferden trotten wir ins Tal und sind froh, dass uns der Wald etwas vor der kalten Biese schützt. Die Landschaft ist schön, würde sich aber auf einem Ausritt in der Schweiz kaum anders präsentieren. Wir treffen auf ein verlassenes Dorf hart an der Grenze, in welchem eine junge Kanadierin seit ein paar Jahren die verfallenen Häuser wieder renoviert. Wir sehen sie fröhlich bei der Arbeit. Ein tapferes Unterfangen, denn sie verbringt auch den Winter hier. Nach zwei Stunden steigen wir steif vor Kälte von den Pferden und denken: Na ja, zu Fuss hätten wir weniger gefroren. Da uns Method in Triglad verlassen hat um nach Sofia zurückzufahren, haben wir jetzt weder Auto noch Fahrer. Svetoslav von Traventuria hilft spontan und organisiert einen seiner Freelancer, der von Plovdiv hochfährt und uns abholt. Ein Glücksfall, der Mann ist Spitze.

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Seit 15 Jahren als selbständiger Guide, Bergführer und Skilehrer ist er eine Fundgrube an Wissen und verfügt über die nötigen Kontakte. Als er von unserem Wunsch nach spezifischen Wanderkarten für den Travel Book Shop hört, hängt er sich ans Telefon, sucht die Herausgeberfirma, handelt Mengenpreise aus und lässt das ganze Paket auch noch ins Hotel in Plovdiv liefern! Zudem organisiert er uns eine Weindegustation in einem der renommiertesten Weingüter Bulgariens nahe Plovdiv. Wir sind beindruckt. Den Mann können wir für Privattouren auf jeden Fall empfehlen. Die Fahrt durch die Rhodopen, entlang unzähliger Stauseen ist malerisch aber kurvenreich, bis wir nach gut zwei Stunden die Berge verlassen. Rechts die Rhodopen, links der Balkan und dazwischen eine riesige Ebene in welcher Plovdiv, eine der grössten Städte Bulgariens liegt. Sie ist die Schöne des Landes und auch ein bedeutendes, internationales Messezentrum.

Die Stadt ist auf sechs Hügeln gebaut, die sich in der thrakischen Tiefebene neben dem Fluss Maritsa erheben. 2019 wird Plovdiv Europäische Kulturhauptstadt und nachdem wir die wunderschöne Altstadt erreicht haben, wissen wir auch warum.

Übernachtung und Abendessen: Hotel Hebros; ein altes, vornehmes Bürgerhaus aus der Wiedererweckungszeit. Das kleine Hotel liegt zentral in der Altstadt und ist sehr zu empfehlen.
Das Restaurant ist sehr gepflegt und bietet eine schmackhafte regionale Küche. (Mitglied von Slow Food Bulgarien).

 


 

12. Tag: Plovdiv

Wir sind froh, dass wir das Programm geändert haben, den hier gefällt es uns prima. Das Klima ist wieder angenehm warm und wir haben einen ganzen Tag um die Stadt und vor allem die wunderschöne Altstadt kennen zu lernen.

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Diese ist bis auf Zubringerfahrten für Anwohner autofrei und fast alle Sehenswürdigkeiten auch in der Neustadt lassen sich bequem zu Fuss erreichen.
Auf Schritt und Tritt begegnet uns hier der Begriff der «Nationalen Wiedergeburt».
Die Bulgarische Nationale Wiedergeburt  war eine Periode des sozio-ökonomischen Wachstums und der nationalen Einigung gegen Ende der 500-jährigen, osmanischen Fremdherrschaft. Der Kampf um eine eigenen Identität und Kirche, dauerte über ein Jahrhundert bis zur Befreiung und Gründung des Fürstentums Bulgarien 1878 als Folge des Russisch-Türkischen Befreiungskrieges.

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Die Osmanen hatten eine eigenständige Fortentwicklung der Bulgaren unterdrückt. Es hat wegen der osmanischen Herrschaft in dieser Region nie eine Renaissance, Reformation, Aufklärung oder bürgerliche Revolution gegeben. Durch die geographische Nähe zu Konstantinopel, dem Machtzentrum des Osmanischen Reiches, waren die Bulgaren stärker als andere Balkanvölker dem Islamisierungsdruck ausgesetzt. Das reiche Literaturerbe von Autoren wie Iwan Wasow und Christo Botew inspirierte den Kampf der Bulgaren für die Unabhängigkeit und eine autonome Kirche.

 

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Die Häuser dieser Periode weisen eine ganz typische Architektur mit hervorstehenden Hausteilen, Innenhöfen und grosszügigen Eingangshallen auf.  Sie zeugen von grossem Wohlstand und Eigenständigkeit. Besonders schöne Beispiele sind das Balabanov-Haus, das Hindlyan-Haus, das Lamartine-Haus oder das Ethnografische Museum. Praktisch alle Häuser sind renoviert oder in Renovation. Die Stadt bereitet sich auf Ihren Auftritt als Kulturhauptstadt nächstes Jahr vor.
Unser Spaziergang führt uns hoch zum römischen Theater, das zu Zeiten Kaiser Trajans errichtet wurde, als Plovdiv (Trimontium) die wichtigste Stadt der Provinz Thracia war. An warmen Tagen finden hier regelmässig Aufführungen statt. Es finden bis zu 6000 Zuschauer Platz.
Wir können uns kaum satt sehen an all den schönen Häusern – trotzdem verlassen wir nun die Altstadt um das Kapana-Viertel zu erreichen. Kapana war mit seinen Handwerksbetrieben und Läden 500 Jahre lang das Herz der Stadt. Bulgaren, Türken, Griechen, Armenier und Juden lebten hier gemeinsam und trieben regen Handel nach Europa, Indien und Afrika. Heute hat sich in Kapana eine trendige Bar- und Clubszene niedergelassen. Den Charme eines orientalischen Basars und Handwerksbetriebe sucht man allerdings vergebens.
Gleich ausserhalb des Viertels treffen wir auf ein kleines, hübsches Plätzchen mit der frisch renovierten schönen Dzhumaya-Moschee, die im 14./15. Jh. auf den Überresten einer christlichen Kirche aufgebaut wurde. Leider ist sie geschlossen.
Vom Zentralplatz zieht sich die breite Fussgängerallee Rayko Daskalov in nördliche Richtung, bis sie am Fluss Maritsa endet. Es ist angenehm auf der grosszügigen Strasse mit ihren Gebäuden im Sezessionsstil und ihren Cafés zu flanieren. Das Angebot ist jedoch mässig und erinnert uns an die 60 Jahre bei uns. Bei den Bewohnern Plovdivs ist sie allerdings ausserordentlich beliebt.

 

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Fahrt zum Villa Yustina Weingut in Ustin. Führung und Wein-Degustation.
Bulgarienzählt zu den weltweit größten Weinerzeugerländern. Genau wie die Georgier, behaupten auch die Bulgaren, dass sie die Kultivierung der Weinrauben erfunden haben. Auf jeden Fall ist die Wein-Herstellung sehr alt und wurde in beiden Ländern schon lange vor den Römern praktiziert. Zu unserer Überraschung ist das Weingut hochmodern. Der Besitzer ist mit Stahltanks reich geworden, und die werden hier gleich dutzendweise eingesetzt. Es wird sowohl billiger Konsumwein in Tetra-Packungen als auch feine Tafelweine und Schaumweine für den Export produziert. In den grosszügigen Keller- und Degustationsräumen wird die Geschichte des Weingutes und seines Besitzers gross zelebriert. Der Name ist eine Hommage an das nahegelegene, kleine Dörfchen Ustina.  Die Degustation wird sehr professionell durchgeführt und wir haben Gelegenheit spezifisch bulgarische Trauben-Kreuzungen wie Dimiat, Magret und Rubin näher kennen zu lernen.

Übernachtung: Hotel Hebros

Abendessen: Restaurant Philippopolis. Elegantes Restaurant in der Altstadt mit schöner Terrasse. Leider haben wir weit über eine Stunde auf das Essen gewartet. Die Speisekarte ist originell und das Essen gut.

 


 

13. Tag: Plovdiv – Aleksandrovo – Peperikon – Studen kladenec Stausee

 

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Am Morgen heissen wir Katarina unsere neue Führerin für die nächsten Tage willkommen. Beim Verlassen der Altstadt machen wir noch kurz Halt um die Museums-Apotheke Hippocrates mit Labor und Kräutergarten zu besuchen. Es ist ein interessantes Zeitdokument über die Heilverfahren im 19. Jh. In den engen Räumen sind kuriose Dinge ausgestellt und die riesen Diplome an den Wänden zeugen davon, dass fast alle Apotheker dieses Hauses in Deutschland ausgebildet wurden.

Dann geht die Fahrt ca. 80 km Richtung Ost-Rhodopen und türkische Grenze nach Aleksandrovo ins Museum für thrakische Kunst. Hier steht die sorgfältige Nachbildung des berühmten Aleksadrovagrabes Das Original aus thrakischer Zeit, liegt im Hügel neben dem Museum, ist für Besucher jedoch geschlossen. Das Grab ist gross, mit einem langen Tunnelgang und einer Vorkammer. Die Grabkammer enthält den Sarkophag und kostbare Malereien aus der Zeit. Das Museum liegt in einem kleinen, hübschen Park mit Sitzbänken, der für ein Pick-Nick einlädt.

Wir folgen weiterhin den Spuren der Thraker und fahren nach Perperikon . Perperikon ist der größte und bekannteste archäologische Komplex von Bulgarien. Die Felsenstadt befindet sich auf einem Hügel im Süden des Landes, 20 km nordöstlich der Stadt Kardzhali und wurde bereits in der Steinzeit als rituelle Stätte genutzt. Manche Wissenschaftler vermuten in Perperikon das, von Herodot beschriebene Orakel von Dionysos, das Alexander dem Großen die Herrschaft über die Welt prophezeit hatte. Die Römer bauten auf den Ruinen der heidnischen Tempel christliche Gotteshäuser, von denen die Überreste einer Kathedrale bis heute zu sehen sind, und machten Perperikon zum Bischofssitz der Ost-Rhodopen. Nach der Zerstörung durch die Osmanen wurde Perperikon nicht wieder aufgebaut. Seine Ruinen verschwanden unter dichtem Buschwerk und gerieten in Vergessenheit. Erst im Jahr 2000 entdeckten Archäologen diese antike Felsenstadt und begannen mit den Ausgrabungen, die noch lange nicht abgeschlossen sind. Unsere Führerin ist hier Expertin und so klettern wir über Felsen und Mauern und folgen ihren spannenden Ausführungen über die verschiedenen Kulturepochen.

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Am Parkplatz beginnt ein 1.5 km langer, asphaltierter Weg, nach oben zur Felsenstadt, mit fantastischer Aussicht.
Die touristischen Infrastruktur ist minim. Es gibt weder Wegweiser noch Toiletten. Lediglich ein Wächter heißt die Besucher willkommen, und einige Souvenirläden versuchen Alabastervasen, Mineralien und antike Figürchen zu verkaufen.
Weiter geht es auf gewundenen Strassen nach Kolojanci,einem vergessenen, kleinen Bauerndorf in den Ost-Rhodropen am Studen kladenets Stausee gelegen. Jetzt sind wir wirklich am Ende der Welt.
Übernachtung und Abendessen: Mihaela Lake Retreat. Ein neueres Haus mit drei Gäste-Zimmern. Mihaela ist eine jüngere, fröhlich Frau, eine aufmerksame Gastgeberin und eine gute Köchin. Zusammen mit ihrem schweigsamen Mann führt sie das Haus seit über 10 Jahren. Ihre Gäste sind hauptsächlich Wanderer und Biker.

Ein Abendspaziergang durch das Dörfchen zeigt uns das einfache Leben der Bauern hier. Die meisten sind auch Fischer und Jäger und so dürfte es für ein bescheidenes Leben reichen. Die Häuser sind klein und viele notdürftig geflickt oder halb verfallen. Ein paar ältere Frauen sitzen auf einer Mauerecke und schauen uns freundlich nach. Es fällt auf, dass alles eingezäunt ist. «Sie schützen ihre Tiere, es gibt viele Schakale und im Winter auch Wölfe» erklärt Mihaela, «die kommen bis ins Dorf, wenn es kalt ist.

 


 

14. Tag: Kolojanci – Studen kladenec Stausee

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Mihaela hat uns ein grosszügiges und schmackhaftes Frühstück zubereitet. Ihr Mann fährt uns an den See, wo uns ein Motorboot auf die andere Seite des Sees fahren wird. Dort warten Pferde für einen Ausritt auf uns. Der Wasserstand des Stausees ist sehr tief und zeigt uns verschmutzte Ufer. Unser Fährmann, ein alter Mann, bringt den klapprigen Motor seines Bootes nicht an und muss auf Hilfe warten. Das kann ja heiter werden! Der See ist gross, wenn wir in der Mitte kentern, müssen wir lange schwimmen. Ein junger Mann hilft und lacht, als er unsere sorgenvollen Gesichter sieht. Doch wir kommen nach einer ruhigen Fahrt wohlbehalten an und sehen schon von weitem unsere Pferde. Es sind wohlgenährte Haflinger aber wenig motiviert. Lustlos trotten sie den Hügel hoch. Wir reiten durch spärlichen Eichenwald. Das Land ist karg und sehr trocken. Einzelne Edelkastanien fristen ein spärliches Dasein. Immer wieder sehen wir Rudel von Dammhirschen und einmal auch drei grosse Rothirsche. Es soll in einem nahegelegenen Gehege Wisente geben, aber zurzeit seien sie nicht dort. Wir halten nach grossen Raubvögeln Ausschau. Der ägyptische Geier ist hier wieder angesiedelt worden. Es gibt viele Lämmergeier und auch Adler.
Am Ufer steht ein kleines Gasthaus, das den vielen prächtigen Trophäen nach, vor allem von Jägern besucht wird. Wir trinken Kaffee und warten wieder auf unseren Fährmann. Das dauert allerdings. Mit zwei Stunden Verspätung tuckert er an, und lädt eine lachende Schar bulgarischer Studentinnen aus. Aha, der wollte sich eine Fahrt sparen und liess uns einfach warten. Die Verspätung ist ärgerlich, denn wir möchten noch auf den markanten Felsen hoch über dem Dorf. Dort haben wir am Morgen ein Schar Lämmergeier kreisen sehen. Wäre doch schön, sie von nahem zu sehen!

Mihaela macht uns eine Skizze, weil es von der Gegend keine Karten gibt und zu zweit machen wir uns rasch auf den Weg, denn es ist schon 16.00 Uhr. Der sympathische, junge Jagdhund des Hauses begleitet uns ungefragt. Der Weg ist auch mit Skizze schwierig zu finden und die Steinmännchen, denen man laut Mihaela folgen muss, sind gar häufig. Nach 1 ½ Stunden sind wir oben, und verirren uns hoffnungslos im Gestrüpp auf dem Plateau. Bretagne Bretagne

 

 

 

 

 

 

 

 

Keine Geier weit und breit. Schliesslich tasten wir uns vorsichtig den Steilhang hinunter, kommen irgendwann in ein Waldgebiet und rutschen zwischen den Bäumen talwärts. Ob der Hund wohl seinen Meister zu uns führt, wenn wir im Dunkel sitzen? Dann endlich kommen wir in tiefere Regionen und schauen den Berg hoch. Wir erschrecken, es ist uns schleierhaft, wie wir ohne Schaden durch all die Felsbänder gekommen sind! Müde aber überglücklich kommen wir noch bei Tageslicht zurück. Den Felsen werden wir so rasch nicht vergessen. Übernachtung und Abendessen: Mihaela Lake Retreat.

 


 

15. Tag: Kolojanci – Naturpark Stranca – Brashylan

Es regnet zum ersten Mal auf unserer Reise, dafür heftig. Rado, unser neuer Fahrer holt uns ab. Er ist nicht zu beneiden – mindestens 5 Stunden Fahrt liegen vor uns. Er spricht besser Englisch als andere Fahrer, war auch ein paar Monate in Amerika (hat ihm nicht gefallen) und so kommen wir häufig ins Gespräch. Es ist ganz erstaunlich, was man den Fahrern zumuten kann. Die starten frühmorgens, fahren bis in alle Nacht, schlafen in den billigsten Hotels und sind Mädchen für alles. Bei den Extratouren, die unserer Organisatorin immer wieder in den Sinn kommen, verfahren wir uns des Öfteren:  Das GPS schlägt schon lange « Моля, обърнете го» vor, die Landkarte ist ziemlich weiss an der Stelle und die Fahrer schütteln den Kopf. Rado ist der erste, der sich nicht zu fein ist, Leute zu fragen. Zudem findet er es viel spannender durch den Kakao zu fahren, als die immer gleichen UNESCO-Welterbe-Stätten zu besuchen. Stundenlang schaukeln wir auf Nebenstrassen von Schlagloch zu Schlagloch. Aus den angesagten fünf Stunden werden sechs, dann sieben und es ist schon fast Dunkel bis wir am Ziel sind.

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Doch vorerst besuchen wir den Cromlech Dolni Glavanac. Das tönt nun ziemlich gälisch und erinnert an ähnliche Stätten in England und Irland. Es ist der einzige Steinkreis auf bulgarischem Boden und wurde etwa im 8. bis 6. Jh. v. Chr. errichtet. Ein 20-minütiger Fussweg durch einen Eichenhain führt an den Platz. Der Regen und der herbstliche Wald geben der Stätte eine eigene, magische Stimmung. Wir spekulieren darüber, ob hier einst keltische Druiden standen und wieweit sie ähnliche, religiöse Ritten pflegten, wie ihre «Kollegen» in Irland und England.
Heute verpflegen wir uns an einer Tankstelle. Das geht rasch und die Toiletten sind sauberer als an den meisten anderen Orten. Die Tankstellen an Hauptstrassen sind recht modern und haben ein ordentliches Angebot. Übrigens: Linth-Schokolade findet man an jeder!

BretagneWir haben für heute definitiv genügend Wald gesehen als wir endlich in Brashylan ankommen. Es regnet immer noch und wir sind hungrig. Eigentlich würden wir gerne unsere Koffer auspacken und zu Tische sitzen. Leider nein, denn wir sind in einem 230 Jahre alten Bauernhaus und die Gastgeberin Theodora beginnt einen begeisterten Vortrag über den Bau des Hausens, den innovativen Bauherrn und all die speziellen Detail des Hauses. Wir stehen in nassen Regenmänteln vor unseren Schlafzimmern und denken: «Bitte morgen», Theodora. Sie macht es wieder gut. Die grosse, rustikale Gaststube ist sehr gepflegt, der Tisch liebevoll gedeckt und mit Blumen geschmückt und das Essen phantastisch. Lauter bulgarische Spezialitäten und zu Beginn einen Rakia. Der Wein ist ihr ausgegangen.
Eines der drei Schlafzimmer ist in der ehemaligen Küche im 1. Stock eingerichtet und bis ins letzte Detail mit alten Gegenständen und Stoffen ausgeschmückt. Wirklich ein Bijou.

Übernachtung und Essen: Brashylan; Theodora ist klein, rundlich und wie eine Gartenzwergin gekleidet. Sie spricht gebrochen Deutsch und will es uns unbedingt recht machen. Eine liebevolle, sympathische Gastgeberin, die wir sehr empfehlen können. Sie ist übriges Mitglied von Slow Food Bulgarien und wir haben auf der ganzen Reise nie besser gegessen.

 


 

16. Tag: Brashylan - Naturpark Strandzha - Tsarevo

Das Frühstück ist eine Wucht. Ein wunderbarer, grosser Strudel noch warm, mit feinstem Teig und einer Spinat-Käsefüllung. Die Stücke sind riesig und wir geniessen jeden Bissen.
Um 10 Uhr kommt Iwan Kamburov, er ist einer der Leiter des Standzha-Nationalparkes, verantwortlich für Fauna und Flora und wird uns die nächsten zwei Tage begleiten. Doch zuerst erhält Theodora nochmals Gelegenheit ihr Haus vorzustellen. Nach dem fantastischen Frühstück sind wir geduldig, zudem ist es jetzt hell und wir bewundern das schöne Haus mit dem sorgfältig gepflegten Garten auch von aussen. Brashylan profitiert vom Tourismus und ist zweifellos das schönste Dorf im Park. Es gibt verschiedene, teils sehr gepflegte Unterkünfte in dem einzigartigen Architekturstil der Standzha- Häuser aus dem 18. Und 19. Jh.
Am Dorfplatz steht die sehenswerte Kirche Sveti-Dimitar-Kirche aus dem 15. Jahrhundert: Ein stiller, schöner Innenraum mit Fresken und Ikonen.  Iwan erzählt über die Einschränkungen christlicher Kirchen unter der osmanischen Herrschaft: Die Kirchen mussten leicht versenkt gebaut werden, sodass die Türen für einen Reiter nicht passierbar waren! Oft mussten sie zudem, wie hier mit hohen Mauern umgeben werden, so dass sie nicht sichtbar waren.
Direkt neben der Kirche wurde bereits 1703 (!) eine Schule gebaut. Ein kleiner Raum ist als Museum hergerichtet und gibt Einblick in den damaligen Unterricht. Geschrieben wurde auf Wachstafeln und die Schüler sassen am Boden.

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Ein paar Schritte weiter eine Ethnologische Ausstellung mit vielen alten Fotos und Gerätschaften, die das Leben in früheren Zeiten dokumentieren. Ochsen verrichteten die strengsten Arbeiten und Wasserbüffel sorgten neben Ziegen und Schafen für Milch und Fleisch. Eine bescheidene Textilausstellung im riesigen Wohnraum des Hauses, rundet das Ganze ab. Wenn die Besitzerin nicht zu Hause ist, bleibt die Ausstellung geschlossen. Meistens findet man sie jedoch irgendwo im Dorf.

Der Strandzha-Park ist das grösste Naturschutzgebiet Bulgariens und umfasst mit 1160 km2 etwas 1% der Landesfläche. Im Osten grenzt er ans Schwarze Meer, im Süden an die Türkei. Das Gebiet war lange im Privatbesitz des Sultans, ein Privileg, dass den Park schützte und seinen Bewohnern zu Frieden und Wohlstand verhalf, da er sie vor Repressalien und Steuern verschonte.

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Forscher vermuten, dass auf dem Parkgebiet im 4. Jh. vor Chr. ein keltisches Königreich existierte. Als besonders wertvoll gelten die Denkmäler der thrakischen Kultur.
Wir fahren durch Malko Tarnovo nach Mishkova Niva, einem uralten Kultplatz mitten im Wald. Das Grab wurde ausgeraubt, lange bevor Archäologen ankamen, und die spärlichen Funde geben wenig Aufschluss. Sicher wurden hier thrakische und römische Fürsten begraben. Leider ist das Grabmal innerhalb des Steinkreises eingestürzt. 

 

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Zurück nach Malko Tarnovo. Die Stadt wirkt trist und verlassen, daran ändern auch ein paar schöne Häuser nichts. Die riesigen, hässlichen Plattenbauen werden nur noch von Rentnern bewohnt. In kommunistischer Zeit gab die Grenzbewachung hunderten von Soldaten und Beamten Arbeit, die Stadt blühte und hatte 7000 Einwohner. Heute sind es noch gut 2000! Auch die nahegelegene Kupfermine wurde geschlossen. Am Hauptplatz hat ein Wirt ein neues Restaurant eröffnet und wir sind seine ersten Gäste. Hoffentlich bringen wir ihm Glück. Auf unsere Frage, ob Rentner sich das Restaurant denn leisten können, meint Iwan:» Nein, sicher nicht, aber es gibt immer noch Grenzbeamte, die es sich leisten können. Die Kuttelsuppe und das eingelegte Gemüse sind ausgezeichnet und kosten praktisch nichts.

 

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Weiterfahrt nach Stoilovo, auf den ersten Blick nichts Besonderes, ausser der erhöhten Lage mit wunderbarer Aussicht auf die Hügel und das Flusstal. Doch Iwan, besteht darauf, dass dies sein Lieblingsort und eigentlich das schönste Dorf sei. Je länger wir herumspazieren umso mehr sind wir versucht, ihm recht zu geben. So viele schöne Häuser und fast alle am Verfallen! Mit wenig Geld könnte man hier viel bewirken. Eine Herde Esel kommt uns entgegen und ein freundlicher Herr will uns seine Katzen schenken. Mindestens ein halbes Dutzend.

Bretagne Der Nachmittag ist der Flora und Fauna gewidmet. Wir spazieren durch die Wälder und Iwan macht uns mit der seltenen Pflanzenwelt des Parkes bekannt. Es sind Pflanzen, die wir noch nie gesehen haben, auch viele Medizinal-Pflanzen. Vögel und andere Tiere sehen wir jedoch kaum.
Noch zwei Stunden Fahrt trennen uns von der Küste. Wir fahren durch Balgari und Iwan zeigt uns den grossen Feuerplatz und erzählt vom Ritual der Feuertänze, die immer am 3. Juni hier getanzt werden. Sie sind sehr authentisch und 2009 zu ihrem Schutz ins Kulturgut der UNESCO aufgenommen worden.

Der Strandzha- Park ist so reich an Schätzen aller Art, dass wir gerne wiederkommen würden. Im Frühling eine Woche den Park durchwandern, in den kleinen Dörfern in B&B übernachten und Iwan und Theodora besuchen, das wäre wunderbar.

Es ist bereits Dunkel und schüttet wie aus Kübeln, als wir im Hafen von Tsarevo ankommen.

Übernachtung und Abendessen: Ein Hotel am Hafen, so banal, dass wir uns den Namen nicht gemerkt haben. Die Zimmer sind nur über die Feuerleiter zu erreichen! 

 


 

17. Tag: Tsarevo – Sinemorets – Kosti – Pomorie

Die geplante Flussfahrt auf der Veleka, fällt buchstäblich ins Wasser. Trotzdem besuchen wir den Kapitän. Eine Woche wird er wegen der Überschwemmungen nicht fahren können.» Zu viele Baumstämme im Fluss» meint er. Wir schauen auf die braunen Wassermassen, machen einen Spaziergang zu uralten Linden und einem kleinen Heiligtum, dann fahren wir nach Sinemorets.

BretagneDas Mündungsgebiet der Veleka gilt als eine der schönsten Landschaften Bulgariens und liegt noch im Strandzha-Park. Wir stehen auf einem Hügel und schauen auf die elegante Flussschlaufe und den pittoresken Sanddeich zwischen den felsigen Ufern, und sind enttäuscht. Bei trübem Wetter und den braunen Fluten des Flusses, verliert die Landschaft viel von ihrem Charme. Zudem wird auch hier schonungslos gebaut. Iwan erzählt uns, wie er hier vor Jahren ein Bauvorhaben gestoppt hat, um eine antike Grabstätte zu schützen. Er habe sein Auto einfach vor den Bulldozer gestellt und Hilfe bei der Verwaltung und den Archäologen geholt. Später wurde hier die kostbare Goldfigur einer Göttin auf einem zweispännigen Wagen gefunden.

Bretagne Das ursprüngliche Tagesziel, dass wir auf dem Fluss erreichen wollten ist Kosti, nun besuchen wir es mit dem Auto. Der Weg windet sich von Tsarnevo durch dichte Laubwälder bis wir nach 16 km auf dem grossen Dorfplatz anhalten. Kosti war einst ein wichtiger Ort, heute wohnen noch ca. 250 Menschen dort, der letzte Kindergarten wurde kürzlich geschlossen.
Gleich am Platz liegt ein Restaurant, in welchem wir unser obligates Mittagessen bestellen: Zweimal Hühnersuppe, zweimal Kuttelsuppe, etwas Brot und eingelegtes Gemüse.
Eine Spezialität des Parkes ist der Eichenhonig. Die Bienen sammeln nicht Blütenstaub, sondern das Sekret einer Blattlaus und machen daraus Honig. Iwan hat solchen Honig für uns organisiert und ein alter Bauer kommt mit drei grossen Gläsern. «Ideal fürs Fluggepäck» denken wir, wollen den Bauern aber nicht enttäuschen. Er strahlt bei der Bezahlung. Wie sich zu Hause herausstellt, schmeckt der Honig sehr kräftig und gut. Bretagne Am Nachmittag sind wir wieder zu Fuss im Park unterwegs. Iwan zeigt uns das Tal der Pontischen Rhododendren. Sie unterscheiden sich kaum von unserem violetten Gartenrhododendron.  Die Fülle an Reliktpflanzen, die noch aus dem Tertiär stammen, sind die grosse Kostbarkeit des Parkes. Es ist Iwan ein grosses Anliegen, dieses einzigartige Gebiet zu schützen. Seine Mittel sind allerdings sehr beschränkt. Er ist ein ganz spezieller Mensch, der mit grosser Achtsamkeit und Sorgfalt unterwegs ist. Sein Wissen in vielen Disziplinen ist enorm. Zum Abschied spielt er uns auf dem bulgarischen Dudelsack ein Lied. Wir sind gerührt. Mit grossem Bedauern verabschieden wir uns von Iwan. Einen solchen Führer werden wir kaum je wieder haben.

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Wir fahren die Küste hoch, durch den Abendverkehr in Burgas nach Pomorie.  

Übernachtung und Abendessen: Grand Hotel Pomorie. Der riesige, protzige Kasten liegt wunderschön zwischen Meer und Salzsee und gilt als ausgezeichnetes Kurhaus für Schlammtherapien. Die Zimmer sind grosszügig und schön, das Essen mässig. Wenn man das Hotel, und einige weitere, nur nicht so unsensibel an den Salzsee gebaut hätte.

 

 

 


 

18. Tag: Pomorie – Salzmuseum - Nesebar

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Der Pomorie-See gehört zu den durch die Ramsar-Konvention geschützten Gebieten. Das Abkommen verpflichtet die Beitrittsstaaten, geeignete Maßnahmen zu unternehmen, die Biodiversität in den ausgewiesenen Gebieten zu erhalten. Es wird kein totales Nutzungsverbot angestrebt – sondern der Grundsatz der nachhaltigen, ökologisch ausgewogenen Nutzung (“wise use”) soll verwirklicht werden. Die bulgarische Deutung von «wise use» nützt den Bauunternehmern deutlich mehr als den Vögeln. Die Salzlagune ist stark von Umwelteinflüssen bedroht.
Ganz in der Nähe des Hotels ist das Besucherzentrum und das Salzmuseum. Leider ist das Besucherzentrum ab dem 1. Oktober geschlossen. Doch auch das Salzmuseum lohnt einen Besuch. Ein Film gibt interessante Informationen über die wenigen europäischen Orte, wo Salz, wie in Pomorie, noch wie in der Antike, durch Sonnenverdunstung des Meerwassers in Salzwiesen, gewonnen wird.

In Pomorie dreht sich alles seit Jahrtausenden um Salz und Salzkuren. Der Boden des Sees ist mit mineralreichem Schlamm bedeckt. Doch der Salzsee dient nicht nur der Salzgewinnung, sondern ist auch der Lebensraum von vielen seltenen Vogelarten. Der See ist durch einen 5 km langen Damm vom Meer abgetrennt. Mit der Zeit hat sich um ihn herum eine bewachsene Dünenlandschaft mit Schilfen, Friesenkraut und dem bedrohten Hundsgift, gebildet.

 

Bretagne Bretagne In dieser Dünenlandschaft sind wir den ganzen Morgen unterwegs. Wir liessen uns von Rado rund 10 km Richtung Nesebar fahren und wandern am Meer entlang zum Hotel zurück. Dabei halten wir nach Vögeln Ausschau. Jährlich machen tausende von Störchen, Pelikanen und Gänsen auf dem Weg nach Afrika am Pomorie-See halt.

In der Ferne sehen wir einen Vogelzug mit Pelikanen vorbeiziehen. Ansonsten sind es Wattvögel und Enten.

Bretagne Ausflug nach Nesebar
Nesbar ist seit 1983 UNESCO-Welterbe und gehört zum Pflichtprogramm einer Bulgarienreise. Im Sommer ist die Stadt von Touristen überflutet. Jetzt im Oktober ist es angenehm ruhig. Nesebars schöne Häuser aus der Wiedererweckungszeit und die uralten Kirchen liegen malerisch auf einer Landzunge. Wir geniessen den Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt. Zum ersten Mal auf unserer Reise ist es wirklich touristisch, und sehen wir ganze Gassen voller Souvenirläden.

 

Bretagne Bretagne In der Antike war Nesebar, die einzige griechische Kolonie an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Im Hafen wurden Schiffe gebaut, der Seehandel florierte.  Später wurde die Stadt ins römische Reich integriert. Im Mittelalter war Nesebar eine grosse Handelsstadt. Ihre Bewohner liessen mehrere prächtige Kirchen bauen, von denen einige noch heute stehen, obwohl auch Nesebar von den Osmanen erobert wurde.
Abendessen: Plakamoto. Schön gelegen unter Feigenbäumen mit Sicht aufs Meer. Gutes Essen.
Übernachtung: Grand Hotel Pomorie

 


 

19. Tag: Varna

Wir verlassen Pomorie und fahren der Küste entlang durch die letzten, bewaldeten Ausläufer des Balkans in Richtung Varna. Schönes Wetter, herbstliche Farben und ein tiefblaues Meer, lassen die vielen Neubauten, die die Küste wie ein Krebsgeschwür überwuchern, etwas verblassen.
Varna, die drittgrösste Stadt Bulgariens liegt malerisch an einer Meeresbucht, die weit in die Küste hineinreicht. Eine ideale Lage für einen geschützten Hafen. Das blieb natürlich auch antiken Völkern nicht verborgen. Varna ist eine der ältesten Städte Bulgariens mit einer wechselvollen Geschichte.

Bretagne Spektakuläre Funde der Nekropole von Varna, aus der Kupferzeit (5. Jahrtausend vor Chr.) sind im Archäologischen Museum ausgestellt. Die wertvollsten Funde aus den rund 300 Gräbern, betreffen Goldschmuck. Es sind die ältesten, bearbeiteten Objekte aus Gold in Europa. Besonders eindrücklich: Das Skelett eines Mannes, das mit Goldgegenständen geschmückt ist.
Aus dem Mittelalter stammt der wertvolle Gold- und Silberschmuck, der nördlich von Varna ausgegraben wurde und von der hohen Goldschmiedekunst im zweiten Bulgarischen Reich zeugt.

Das Museum ist unser einziges Ziel in Varna, obwohl die Stadt mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Doch bis Ruse sind es noch rund 5 Stunden Fahrt.

Auf der Höhe von Shumen taucht auf einem Hügel, eine Skulptur auf, die aus der Ferne wie ein riesiger Felsen aussieht. Es ist ein monumentales, sozialistisches Denkmal zum 1300 – jährigen Jubiläum der Staatsgründung. Deshalb die symbolische Zahl von 1300 Stufen bis ganz nach oben. Wir ersparen uns den Besuch und fahren weiter. Auf beiden Seiten ziehen riesigen Felder, halbverlassene Dörfer und bunte Herbstwälder vorbei.
 
Gegen Abend treffen wir in Ruse ein. Rund um unser Hotel werden gerade die Strassenbeläge erneuert. Löblich und dringend notwendig, aber für uns zur falschen Zeit. Der Baulärm ist beträchtlich.

Übernachtung: Hotel Anna Palace. Das Hotel liegt nur ca. 100 Meter vom Donauufer entfernt. Buchen Sie eine Suite, der Aufpreis ist bescheiden. So haben Sie Sicht auf schönen Bauten aus der Sezessionszeit (statt an Nachbars Hauswand) und einen eigenen Salon mit Balkon.

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Neugierig unternehmen wir einen ersten Stadtbummel, und sind etwas ernüchtert. Die berühmte Flaniermeile Ulitsa Aleksandrovska finden wir nicht so berühmt. Sie ist sehr grosszügig angelegt zwischen den beiden Hauptplätzen der Stadt, wirkt aber recht provinziell. Es gibt schön renovierte Häuserzeilen im Wiener Sezessionsstil, und am Donauufer wird schwer gebaut um die Promenade attraktiver zu machen.

Abendessen: Pontona; Donaupromenade; 300 Meter westlich vom Hochhaus Hotel Riga. Ein Schiff, mit gepflegtem Interieur und gutem Essen. Wir schauen auf die Donau und das wunderbare Farbenspiel bei einbrechender Dämmerung. Vom Hotel Anna Palace sind es ca. 20 Minute zu Fuss der Donau entlang.

 


 

20. Tag: Ruse – Sboryanovo – Naturpark Rusenski Lom – Orlova-Chuka-Höhle – Felsenkirchen von Ivanovo

Was sehr für Ruse spricht sind die Natur- und Kulturschätze in der weiteren Umgebung und der Naturpark Rusenski Lom. Wir beginnen mit dem Sveshtari im Ausgrabungskomplexes Sboryanovo. Auf engem Raum stehen hier 140 archäologische und historische Denkmäler unter Schutz. Das thrakische Königsgrab , wurde nach seiner zufälligen Entdeckung durch eine Archäologin 1983 praktisch sofort ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen, so sensationell war der Fund. Das Grab liegt in einem Hügel und ist von einer Glocke aus Beton umgeben, welche auf Schienen über das Grab gefahren wurde. Bretagne Wir haben einmal mehr Glück mit unserer Führerin, die akzentfreies Deutsch spricht und sehr viele interessante Details kennt. Auf Knopfdruck gleiten die Stahltüren beiseite und wir dürfen die Grabkammer betreten. Allerdings nur für 15 Minuten. Wir sind überrascht von der Grösse des Grabes. Der Korridor führt in drei Kammern. In der Grabkammer selbst stehen zwei Totenbetten aus Stein. Einmalig sind die 10 weiblichen Figuren, die wunderbar gearbeitet, das Dach des Grabes tragen. Jede hat einen sehr individuellen Gesichtsausdruck. Bis heute ist ungeklärt, ob es sich um verschiedene Aspekte der gleichen Göttin, um verschiedene Göttinnen oder Frauen des Verstorben handelt.
Nicht weit von den Thrakergräbern entfernt, befindet sich das Grab von Demir Baba Teke, einem berühmten Derwisch, der hier im 17. Jahrhundert begraben wurde, und seit dieser Zeit für die Aleviten eine Pilgerstätte ist.
Kein Grab, aber eine Höhle ist unser nächstes Ziel. Wir fahren durch eine wunderbare Landschaft, die bereits zum Naturpark Rusenski Lom gehört. Es ist erstaunlich, wie sich in der ansonsten flachen Donauebene Flusstäler mit bis zu 100 Meter hohen Kalkfelsen bilden konnten. Der Park ist zu grossen Teilen noch wirklich wild. Hier würden wir ein nächstes Mal sicher länger verweilen, und deshalb bekommt Ruse jetzt doch noch ein Sternchen.

Orlova Chuka Cave ist eine Fledermaushöhle. BGZu jeder vollen Stunde beginnt eine Führung und wir rennen die vielen Treppen hinunter, um nicht zu spät zu kommen. Funde beweisen, dass die Höhle bereits in der Steinzeit von Menschen und Höhlenbären bewohnt wurde. Sie weist eine relativ hohe, konstante Temperatur auf. Das schätzen auch Fledermäuse.

 

 

 

Bretagne Die ersten sind bereits eingetroffen und hängen in schwarzen Haufen an der Höhlendecke. Es sind 14 Fledermausarten, die hier zu verschiedenen Jahreszeiten in grossen Kolonien leben. Der Rundweg führt an fantastischen Tropfsteinformationen vorbei, die schön beleuchtet sind. Eine spezielle Höhe, die uns sehr gefallen hat. Die Eingangsterrasse bietet einen malerischen Blick auf den Naturpark Rusenski Lom und die Felsformationen des Flusstals.

 

Bg Auch die Felsenkirchen von Ivanovo liegen im Naturpark Rusenski Lom und sind heute bereit das 2. UNESCO-Weltkulturerbe das wir besuchen. Einsiedler erweiterten ab dem 12. Jh. die natürlichen Höhlen in den Kalkfelsen und verwandelten sie in Felsenkirchen. (Nur für Schwindelfreie!) Einige sind mit bedeutenden Wandmalereien ausgeschmückt. Die Angriffe der Osmanen setzten dem Mönchsleben in diesen Höhlen schliesslich ein Ende. Zur berühmtesten Kirche führt ein kurzer Aufstieg vom Parkplatz durch den Wald. Auf den Wänden sind noch Fresken aus dem 14. Jh. erhalten.

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Für diese Kirche ist noch keine besondere Trittsicherheit nötig.

Unten beim Parkplatz nehmen wir in der Abendsonne einen Abschieds-Apéro mit Rado. Wir schenken ihm ein Swiss Army Knife und ein grosszügiges Trinkgeld und bedanken uns herzlich für seine guten Dienste. Mit ihm wären wir sehr gerne wieder unterwegs.

Abendessen: Chiflika. Ein geräumiges, traditionelles und schönes Lokal ganz in der Nähe des Hotels. Wir essen gut und reichlich.

 


 

21. Tag: Ruse

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Heute nehmen wir es gemütlich und bleiben den ganzen Tag in Ruse. Über die Ulitsa Aleksantrovska spazieren wir zum Platz der Freiheit mit der imposanten Statue einer Frau.
Wir bewundern einige schöne, alte Bäume und die Grosszügigkeit des Platzes, der wie die breite Strasse autofrei ist. An deren Ende beginnt der grosse Park, der sich bis an die Ufer der Donau erstreckt.
International bekannt wurde Ruse unter anderem, weil es der Geburtsort von Elias Canetti ist. Das Geburtshaus des Literatur-Nobelpreisträgers ist zurzeit geschlossen, aber es gibt ein Elias-Canetti-Zentrum mit einer Bibliothek. Sein Buch: «Die gerettete Zunge» schildert unter anderem seine Kinderjahre in Ruse.
Im Öko-Museum bewundern wir die sehr gelungene Rekonstruktion eines prächtigen Mamuts und die sorgfältig dokumentierten Biotope des Landes mit vielen ausgestopften Tieren und Vögeln.

Mittagessen: Chiflika. Es hat uns gestern so gut gefallen, dass wir wieder in das gleiche Restaurant gehen. Zudem gibt es nicht viele Alternativen.

 

 

Bg Dann machen wir uns ans Packen. Es hat sich einiges angesammelt und nur mit Mühe verstauen wir alles in unseren Koffern. Jetzt sind wir wirklich satt mit Bildern und Informationen in diesem schönen Land und so benützen wir den Nachmittag für einen Jass auf der Terrasse des Hotels.
Übernachtung und Abendessen: Hotel Anna’s Palace.

 


 

22. Tag: Ruse – Bukarest – Zürich

Um 5.30 Uhr holt uns das Taxi für die Fahrt zum Flughafen in Bukarest ab. Eine letzte Grenze gilt es zu überqueren. Wir hoffen innig, dass unsere Koffer nicht geöffnet werden und haben Glück. Es lohnt sich 3 Stunden für die Fahrt von Ruse bis Bukarest einzuplanen. Obwohl es nur 70 Kilometer sind, führt die Strecke durch’s Zentrum von Bukarest und das ist oft verstopft, das gleiche gilt für den Grenzübergang. Der Flug geht pünktlich. Wir landen, sehr zufrieden mit unserer geglückten Rundreise, am Sonntagnachmittag in Zürich.

 


 

Adressen in Bulgarien:

Traventuria Reiseagentur in Sofia
Manager: Svetoslav Velkov; svelkov@traventuria.com
Phone: +359.2.4890883

Restaurant in Belgrad (2. Tag)
VUK; ul. Vuka Karazica

Restaurant in Zaječar(4. Tag)
Dva Bratra; restdvabratra@yahoo.com
Phone : 019 424-443
Karadjordjev venac 6 ; Zaječar

Belgrad Stadtführung
Dima ; dimi3je@gmail.com
Phone : +381643662474

Plovdiv und Umgebung          (11. Tag; Transport von Triglad nach Plovdiv)
www.plovdivtrips.com
Kontaktperson: Kamen

Sofia und Kloster Rila
Biljana Rajkowa
billesun@yahoo.com
Handy: +359 897 891 795
Sofia

 

 

 



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