Zürcher Buchhandel hofft auf Stammkundschaft und Junge
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TRAVEL BOOK SHOP
Rindermarkt 20,
8001 Zürich
Telefon +41 (0) 44 252 38 83
Die 61-jährige Regula Weber hat die Schulden des Travel Book Shops getilgt. Drei andere Buchläden in Zürich haben aufgegeben.
Zürich – Von Georg Gindely / Tages Anzeiger
Dieser Laden darf nicht sterben!
Das dachten viele Kundinnen und Kunden, als sie vor einem Jahr erfuhren, dass der Travel Book Shop am Rindermarkt
wegen finanzieller Probleme vor
der Schliessung steht. Regula Weber
handelte. Die 61-jährige Psychotherapeutin
aus Fehraltorf rief Inhaberin Gisela
Treichler an. Und bot ihr an, die
Schulden zu tilgen und die Reisebuchhandlung
zu übernehmen.
Weber wollte eigentlich im Hintergrund bleiben und pochte auf Anonymität. Heute steht sie selbst im Laden und bedient die Kundschaft. «Es hat mich gepackt », sagt sie. Der Umsatz ist in den letzten Monaten deutlich gestiegen, Weber konnte zwei neue Mitarbeiterinnen anstellen. Neben ihnen arbeitet Gisela Treichler weiterhin im Geschäft. Sie konnte im letzten Monat ihren 70. Geburtstag feiern und denkt noch lange nicht ans Aufhören.
In der Wiederaufbauphase
Treichler hatte den Travel Book Store
1975 gegründet und sich über die Jahrzehnte
eine treue Stammkundschaft aufgebaut.
Die Reaktionen auf die Ankündigung,
das Geschäft schliessen zu müssen,
seien «überwältigend» gewesen,
sagt sie. Unzählige Menschen sicherten
Treichler ihre Unterstützung zu und sagten,
wie wichtig der Laden und ihre Beratung
für sie seien. «Das hat mich nochmals
beflügelt.»
Regula Weber empfand die Rückmeldungen der Kunden ebenfalls als «berührend und motivierend». Noch sei der Laden in der Wiederaufbauphase. «Aber ich bin zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg sind», sagt Weber. In den nächsten Monaten will sie zusammen mit ihrem Team das Angebot im Internet weiter ausbauen und regelmässig einen Newsletter verschicken. Daneben setzt sie vor allem auf kompetente Beratung. «Mit Gisela Treichler haben wir ja eine Kapazität im Geschäft.»
Der Travel Book Shop ist gerettet, zwei andere Buchhandlungen in Zürich haben im letzten Jahr geschlossen: Bücher Barth an der Bahnhofstrasse sowieBuch und Tuch in Wollishofen. Und am 21. März geht die auf Werke in italienischer, französischer, spanischer und portugiesischer Sprache spezialisierte Buchhandlung Romanica an der Schifflände im Kreis 1 zu.
Neuer Optimismus
Der Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband
hat kürzlich gemeldet, die
Umsätze im Buchhandel hätten seit
2007 um 12,2 Prozent abgenommen.
Ursachen sind unter anderem der Handel
im Internet sowie der schwache
Eurokurs, der für sinkende Preise
sorgte. Dennoch glaubt Ricco Bilger, Inhaber
der Buchhandlung Sec 52 und
Verleger, an die Zukunft der kleinen
und mittelgrossen Buchläden in der
Stadt Zürich. «Wenn ich jünger wäre,
würde ich gleich zwei neue Buchhandlungen
eröffnen», sagt der 56-Jährige. In
den letzten Jahren habe er jeweils sehr
gute Umsätze gemacht, und die Tendenz
sei weiter steigend.
Das hat mehrere Gründe: Der Kreis 5, in dem sein Geschäft liegt, sei ein «extrem buchaffines Quartier». Zudem seien viele Kunden des Onlinehandels überdrüssig und kämen zurück in die Läden. Bilger beobachtet auch, dass die Zahl der 18- bis 25-Jährigen in seinem Geschäft in letzter Zeit deutlich zugenommen hat. Wichtig ist seiner Ansicht nach, dass eine Buchhandlung ein spannendes Allgemeinsortiment mit gepflegter Backlist hat oder sich auf bestimmte Themen spezialisiert, wie das zum Beispiel die Architekturbuchhandlung Hochparterre tut, die ebenfalls im Kreis 5 beheimatet ist.
Viel Geld verdient man im Buchhandel jedoch nicht. Wichtig sind deshalb tiefe Fixkosten. Ricco Bilgers Laden ist in einem Haus eingemietet, das der Stiftung für preisgünstigen Wohn- und Gewerberaum in der Stadt Zürich (PWG) gehört, der Travel Book Shop bezahlt Miete an die Stadt. Nicht so die Buchhandlung Romanica. Als die Eigentümerin der Liegenschaft, ein deutsches Immobilienunternehmen, einen Mietaufschlag von rund 30 Prozent ankündigte, beschloss Romanica-Inhaber Fredi Barth, den Laden aufzugeben. «Im Kreis 1 bezahlt man mittlerweile eine so hohe Ladenmiete wie in New York oder Paris – mit dem Unterschied, dass in Zürich sehr viel weniger Menschen und damit Laufkunden auf den Strassen unterwegs sind», sagt Barth.
Kleider statt Bücher
Mit 63 Jahren fehlte Barth die Motivation,
einen neuen Standort zu suchen,
an dem er sich die Miete leisten könnte.
Er freut sich auf den Ruhestand, bedauert
aber, dass nun der letzte Spezialist
für Romanistik in Zürich verschwindet.
Seinen Kundenstamm übernimmt die
Berner Buchhandlung Libromania. Nach
der Schliessung des Geschäfts an der
Schifflände in zweieinhalb Wochen wird dort eine italienische Kleiderkette einziehen.